Rettungsaktion für den Palast und Gysi
Spektakulärer PDS-Protest gegen Abrißpläne Von Bernd Kammer
Per Hebebühne rückte gestern nachmittag eine hochkarätige Reinigungsbrigade an, um mit Gregor Gysi an der Spitze den Palast der Republik von Graffiti zu befreien. So jedenfalls die Auskunft gegenüber einem leicht irritierten Palast-Bauleiter, der die unangemeldeten Hilfskräfte von der, abgesperrten Baustelle verweisen wollte. Seine Verblüffung war komplett, als sich auch noch eine Person als Mittes Baustadträtin offenbarte und ihm kraft ihres Amtes eröffnete, daß man sich auf öffentlichem Straßenland befinde, von dem man sich nicht verweisen
lasse. Denn die Genehmigung zur Einrichtung der Baustelle habe das Bezirksamt nicht erteilt.
Währenddessen ließen sich Gysi und der Berliner PDS-Abgeordnete Freke Over auf das 32 Meter hohe Dach hieven, wo sie unter dem Beifall der Schaulustigen ihr Transparent entrollten: »Stoppt den Palast-Abriß!«. Die gleichlautende Forderung spannten Pälästfreunde kurzzeitig quer über die Karl-Liebknecht-Straße, worauf die Akteure auf dem Dach auch durch kräftiges Hupen angefeuert wurden. Die besprachen dort schon mal »notwendige Sanierungsmaßnahmen«, wie sie der Presse per Sprechfunk mitteilten.
Der bodenständige ND-Redakteur erfuhr so vom Chef der PDS-Bundestagsgruppe, daß es dort oben zwar recht kühl, aber ansonsten noch alles o.k. ist. Mit der spektakulären Aktion wolle man die öffentliche Debatte über den Palast neu entfachen. »Auch das ICC ist asbestbelastet, doch da denkt natürlich keiner an Abriß. Der Palast dagegen soll verschwinden, weil der Kanzler bei seinem Anblick nicht immer an die DDR erinnert werden möchte. Es muß endlich Schluß sein mit der ideologisch motivierten Abwicklung im Osten«, forderte Gysi von oben herab. Derweil lieferten sich vor dem umkämpften Gebäude Palastanhänger und -gegner heiße Rededuelle, verlangte die PDS auf Flugblättern, die auf CDU-Initiative im Bundestag erfolgte Umwidmung des, Haushaltstitels, »Palastsanierung«; in »Abbruch« wieder rückgängig zu machen. Nach gut einer Stunde erschienen Polizei und Feuerwehr zu einem »Rettungseinsatz«, um per Drehleiter »Menschen von einem Dach zu retten«, so der Einsatzleiter, wofür sich Gysi bedankte und seinerseits das Transparent kappte und vor polizeilichem Zugriff rettete.
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