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Studenten kurz vor der Übernahme der FDP?

| Berlin 2687 Beitrittserklärungen abgegeben/Landeschef Matz: Risiken und Chancen Von Jan-Cesar Woicke

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! BerlTrtef Studenten wollen die Berjmer ; FDP übefjrehnjßn. Monatelang wurde nach beitrTttswilligen Studenten gesucht. Am Freitag haben sie einen Berg von Anträgen in der Berliner FDP-Zentrale abgegeben.

Das »Projekt absolute Mehrheit« steht kurz vor der Übernahme der Berliner FDP Initiatoren des Projektes übergaben gestern FDP-Landeschef Martin Matz exakt 2687 Aufnahmeanträge. Damit hat sich die FDP-Mitgliedschaft auf einen Schlag verdoppelt. Rein rechnerisch könnten die Projektteilnehmer fortan - ihre Aufnahme vorausgesetzt- die Politik der Berliner Liberalen bestimmen. Matz erkannte an, »so viele Aufnahmeanträge auf einen Haufen« noch nie gesehen zu haben. Dennoch demonstrierte er vor Journalisten Gelassenheit: »Die Aktion birgt zwar Risiken, bietet aber auch Chancen für uns.« Entstanden ist das »Projekt absolute

Mehrheit« aus den Studentenprotesten Ende '97 heraus. »Wir mußten feststellen, daß die Politiker ihren Worten keine TaterirjfoJgeH- ließen«, erklärt Projektteilnehmer. Jan Lackemann gegenüber ND. »AllepäingS/iwar uns auch schnell klar, daß in diesem Land Veränderung nur aus den Parteien heraus erfolgen kann.« Die kleine FDP, die 1995 den Sprung ins Berliner Abgeordnetenhaus mit 2,5 Prozent klar verfehlte, bot sich zur Übernahme geradezu an. Das Medieninteresse zeige, daß es offenbar »viel leichter ist, eine Partei zu übernehmen, als zu gründen«.

Die Bonner FDP-Führung erklärte zu der Massenaktion, als Mitglied sei jeder willkommen, der die Ziele der Liberalen unterstützen wolle. Mit ihrem Eintreten für Leistungsbereitschaft, Weltoffenheit und Toleranz sei die FDP »der natürliche Partner für die einsteigebereite Generation der 98er«, betonte FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle. Dorjee Hegel, ebenfalls Teilnehmer des Projektes, macht gegenüber ND allerdings keinen Hehl daraus, daß man sich keinesfalls in die Strukturen der FDP eingliedern möch-

te. »Wer allerdings glaubt, man könnte uns über die Satzung den Eintritt verwehren, wird sich täuschen. Wir sind alle Demokraten und stehen auf dem Boden der Verfassung.«

Weniger klar ist, was das Projekt konkret beabsichtigt. Ein Ziel könnte sein, die monatlichen Mitgliedsbeiträge von zehn Mark zu senken. Es ist nämlich fraglich, ob jeder, der seine Beitrittserklärung unterschrieben hat, auch bereit sein wird, auf lange Sicht seine Beiträge zu bezahlen. Ansonsten wolle man sich zu einem »Kongreß der Neumitglieder« treffen, um über konkrete Ziele zu beraten. In jedem Fall werde man aber für Basisdemokratie in der Partei sorgen.

Eine klare Absage erteilte Hegel all denen, die noch immer glauben, es handle sich bei der Aktion um einen »Riesenklamauk«. An Infoständen habe man mehr als 9000 Antragsformulare verteilt, »wofür wir eigens ein Büro eingerichtet haben«. Insgesamt seien 50 Studenten aller Berliner Hochschulen aktiv an dem Projekt beteiligt. »In der FDP darf man sich ruhig schon mal fürchten.«

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