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»Gutgemacht, mein gleener Geenich«

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Geschäftsleben in den sächsischen Sparkassen floriert. Ihre Gewinne sind ausgezeichnet, was die vielen Sparkassen-Neubauten belegen. Diese Finanzkraft entwickelte ein Selbstbewußtsein. So legten sie fest, daß Fremdbanken-Kunden, wenn diese Geld von ihren Sparkassen-Automaten abheben, eine jetzt von vier auf sieben Mark erhöhte Gebühr entrichten müssen. Das trifft die Elefanten der Branche, wie z. B. Deutsche Bank oder Dresdener Bank.

Was nicht sein kann, das nicht sein darf, so folgt die Strafe auf dem Fuße. Für das Grobe haben auch die Banken-Konzerne ihre Leute. Da sitzt doch in Dresden der Neu-Sachse und frühere Waschmittel-Manager als Ministerpräsi-

dent auf dem höchsten Stuhl. Ihm sollte es doch nicht schwer fallen, sich etwas einfallen zu lassen. Er beauftragt sofort seinen Parteifreund von der CDU, der als Finanzminister zuständig ist. Der nimmt sich postwendend dieser Sache an und zitiert die 23 Leiter der sächsischen Sparkassen zum Rapport. Sein Auftrag lautet, die Sparkassen-Chefs von einer Sachsen-Bank-Holding zu überzeugen. Das würde bedeuten, die starken und äußerst rentablen Sparkassen in die Hand des sächsischen Staates zu überführen. Es heißt doch immer, daß privat vor Katastrophe kommt, doch diesmal ist es umgekehrt.

Nachdem man zuckersüß vorgemacht, welche großen Vorteile diese neue Holding jedem bringt, gibt der Finanzmini-

ster den Auftrag an die Landräte und Bürgermeister, der da lautet, sie sollen in den nächsten vier Wochen ihre Zeit zur Erarbeitung einer Stellungnahme nutzen.

Nachtigall ick hör' dir trapsen - so ähnlich ging es doch schon einmal 1972 im Osten zu, als damals florierende mittelständische Betriebe verstaatlicht wurden.

Meine siebenjährigen Beobachtungen der Szene lassen vermuten, daß nach dieser Verstaatlichung eine Privatisierung folgt. So werden große Banken ihrem Mann in Dresden auf die Schulter klopfen und mit den Worten loben: »Das haste wieder gut gemacht, mein gleener Geenich.«

Werner Juhlemann 04643 Geithain

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