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Leipziger Ballgeflüster

Die Frauen des VfB werfen die Handbälle nun in der Champions League Von Eckhard Galley

  • Lesedauer: 3 Min.

Erstmals nach der Wende hat ein ostdeutscher Verein den deutschen Titel in einer Ballsportart gewonnen. Die Handballerinnen des VfB Leipzig vollendeten am Sonntag mit dem 32:18-Sieg bei der SG Minden/Minderheide eine bemerkenswerte Aufholjagd gegen Lützellinden und Dortmund auf Platz eins der Bundesliga.

Vor dem Anpfiff hatten die Leipzigerinnen bei Punktgleichheit zum Titelverteidiger Lützellinden vier Tore plus. Zur Sicherheit mußte also ein klarer Sieg her, weil keiner wissen konnte, mit welcher Tordifferenz Rivale Lützellinden gegen Dortmund (Endresultat 30:23) gewinnen würde. »Wir hatten es selbst in der Hand und spielten von Beginn an voll offensiv, um gar nichts mehr anbrennen zu las-

sen«, meinte der 27jährige Manager des VfB, Kay-Sven Hähner »Es war unser bestes Saisonspiel und eine gute Werbung für den Frauenhandball. Auch DHB-Präsident Bernd Steinhauser, der die Siegerehrung vornahm, sprach von einem Werbespiel und würdigen Meister.«

Wie selbstbewußt und sicher sich die Sächsinnen waren, belegt ihr »Fahrplan« nach dem Sonntagsabpfiff. Hähner hatte für die Rückfahrt Fahrkarten bei der Bundesbahn gebucht, um möglichst schnell zu einem Live-Termin beim MDR und auch zur Meisterfeier in der Leipziger Sporthalle Brüderstraße zurück zu sein. Doch die Bahn stotterte wegen des Fahrplanwechsels, so daß die ausgelassene Frauengesellschaft mit 40minütiger Verspätung zur Meisterfeier in Leipzig eintraf. Das konnte der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Bis weit in die frühen Morgenstunden des Montags hinein wurde dann der Titel gefeiert und begossen.

Handballkenner wissen natürlich, daß in Leipzig nicht erst seit heute die Bälle fliegen. Der Vorgänger des VfB, der SC Leipzig, war mit 13 Titeln erfolgreichster DDR-Klub. Das Gros des dreifachen Weltmeisters DDR stellte dieser SC. Erinnert sei nur an den Namen Waltraud Kretzschmar. Für den Übergang von einst zu jetzt steht die 34jährige Kerstin Mühlner, die am Sonntag vermutlich ihr letztes Spiel bestritt.

Die Leipziger Rückkehr auf den Thron hat einen Namen - Mannschaftsgeist. Trainer Maik Nowak: »Die beiden Hauptkonkurrenten hatten vielleicht die besseren Spielerinnen, aber wir die homogenere Mannschaft.« Das Korsett bildeten die Nationalspielerinnen Torfrau Michaela Schanze und die Rückraumspezialistinnen Grit Jurack und Ingrida Radzeviciute. Um sie herum fielen besonders Nicola Pietzsch, Sandra Degenhardt, Carola Cizewski und Silvana Dathe auf.

Ein Vorteil des neuen Meisters für die Zukunft ist das Durchschnittsalter von 23,4 Jahren. Die Aufnahme von Marie-Ange Gogbe, die vor zwei Jahren »Afrikas Handballerin« war, dürfte keine Probleme bereiten, weil das Markenzeichen der Leipzigerinnen eben der Kollektivgeist ist.

Trotz des Erfolges ist die Handballabteilung des VfB nicht ganz sorglos. Die Kollegen Fußballer könnten mit einem Absturz in die Regionalliga einem Imageverlust des Vereins den Weg bereiten. »Es müßte einiges neu geordnet werden«, sagt Handballmanager Hähner Weniger Gefahr sieht er im Moment bei Sponsoren, weil es nach dem Titelgewinn »hier kein Probleme« geben dürfte. Die Champions League ist im Frauenhandball aber nicht das Geldfüllhorn. »Wenn wir da mit plus minus Null herauskommen, wäre das schon in Ordnung. Es ist jetzt aber leichter, als Meister bei den Sponsoren Klinken zu putzen«, denkt der Manager

Wer den Meister künftig sehen will, sollte sich früh um neue Karten bemühen. In die Halle an der Brüderstraße passen allenfalls 1000 Zuschauer. Viele Zuschauer mußten deshalb in der letzten Saison nach Hause gehen, wenn sie nicht rechtzeitig ein Ticket hatten.

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