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Bl Minister sieht keinen Sinn in Fortsetzung der Rettungsarbeiten

Dennoch geht Suche nach den zehn Verschütteten des Bergwerksunglücks weiter Von Martin Schwarz, Lassing

  • Lesedauer: 2 Min.

Praktisch keine Hoffnung mehr auf Überlebende hatten die Rettungsmannschaften am Montag im steirischen Lassing. Dennoch wird die Suche nach den zehn Vermißten des Bergwerksunglücks fortgesetzt. Dies gab der Sprecher der Einsatzleitung, Alfred Zechling, am Montag nachmittag auf einer Pressekonferenz bekannt. Mit Geophonmessungen und »Hammerbohrungen« soll weiter nach möglichen Überlebenden gesucht werden. Zwei weitere Luftblasen seien festgestellt worden. Ein ärztliches Gutachten habe ergeben, daß bei Vorhandensein von Luft und Wasser Verschüttete bis zu zwei Monate überleben könnten, sagte Zechling.

Die Bilder der am Sonntag durch den fertigen Versorgungsschacht herabgelassenen Kamera aus 130 Meter Tiefe waren ernüchternd gewesen: nur altes Gerät,

von Menschen keine Spur. Doch wollte die Einsatzleitung nach dieser Kamerafahrt nicht ausschließen, daß sich die Kumpel in dem sogenannten »Dom« befänden. Vom Blickwinkel der Kamera sei nur ein Drittel des gesamten Hohlraumes erfaßt worden, außerdem wäre die Sicht wegen zuwenig Licht eingeschränkt gewesen.

Zudem hatten drei Ärzte mit speziellen Stethoskopen in die Tiefe gehorcht und unabhängig voneinander angegeben, Klopfzeichen von Menschen gehört zu haben. Doch die Klopfzeichen entpuppten sich später nach Aussagen mehrerer Helfer gegenüber dem ND als Wassertropfen in der Tiefe.

Gegen zwei Uhr morgens wurde abermals eine Kamera in die Tiefe gelassen. Obwohl sie diesmal dem Vernehmen nach den gesamten Hohlraum im Visier hatte, wurden abermals keine Spuren von den zehn Kumpeln entdeckt.

Danach schwanden in Lassing die Hoffnungen. Die Einsatzleitung faßte den

Entschluß, über Ende oder Fortführung der Rettungsmaßnahmen zu entscheiden. Dazu war ein medizinisches Gutachten aus Graz angefordert werden, das die Chancen auf ein Überleben der Kumpel ausloten sollte. Davon und von einem Gespräch mit den Angehörigen sollte die Entscheidung abhängig gemacht werden. Österreichs Wirtschaftsminister Johannes Fahrnleitner meinte schon zu Mittag, er erwarte ein Ende der Rettungsmaßnahmen. Der Minister scheint sich mit dieser abermaligen Voreiligkeit endgültig rücktrittsreif geredet zu haben. Wenige Stunden vor der Rettung Georg Hainzls am Sonntag vor einer Woche hatte Fahrnleitner ebenfalls geäußert, man möge die Rettungsarbeiten einstellen. Auch die Einsatzleitung ist massiver Kritik ausgesetzt. Die Bewohner von Lassing mutmaßen, daß diese sich mit dem medizinischen Gutachten lediglich von rechtlicher Verantwortung freispielen wolle.

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