Streik bei Zetti geht weiter
Belegschaft ist gespalten - Demonstration zum Arbeitgeberverband geplant Sachsen-Anhalt
Zeitz (ND-Liebers). Der seit vorigem Mittwoch andauernde Streik im Zetti-Werk in Zeitz geht weiter. Für die nächsten Tage sind auch Demonstrationen, u. a. zum Unternehmerverband, geplant. Die Streikenden verlangen eine stufenweise Aufstockung ihrer Löhne um 1000 Mark. In dem an keinen Tarifvertrag gebundenen Zeitzer Betrieb, der zur Goldeck-Süßwaren GmbH (Leipzig) gehört, mit rund 100 vorwiegend weiblichen Beschäftigten liegen die Einkommen von durchschnittlich 2285 Mark um rund 1000 Mark unter dem gültigen JBranchentarif. Ungelernte Frauen .werden*, als vVoUzeitbeschäftigte sogar mit nur 1700 Mark abgespeist.
Nach massiven Drohungen der Geschäftsleitung ist die Streikfront allerdings bröckelig geworden, obwohl sich bei einer Urabstimmung Ende Juli 93,8 Prozent der Belegschaft für den Streik ausgesprochen hatten. Wie schon am Freitag sei auch gestern etwa ein Drittel der Beschäftigten wieder an die Arbeit gegangen, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten in Halle, Jörg Most, dem ND. Die Zetti-Bosse in Leipzig hätten bisher noch nicht ihre Drohung wahrgemacht, in dieser Woche die ersten Produktionslinien stillzulegen, falls der Streik fortgesetzt werde. Nach Angaben des Gewerkschafters ha-
ben die meisten der Frauen eine »Heidenangst« um ihre Arbeitsplätze, da sie im Falle der Entlassung kaum eine Chance haben, je wieder einen neuen Arbeitsplatz zu erhalten; in Zeitz war nach der Wende der größte Teil der Betriebe geschlossen oder auf kaum nennenswerte Fragmente verkleinert worden.
Diese Angst machen sich die Chefs der zur Schweizer Ost Commerz Holding AG gehörende Firma zunutze. Auf die gewerkschaftliche Forderung nach höheren Löhnen reagierten sie unverblümt mit dem Hinweis, daß Europa groß sei und sie nicht unbedingt in Zeitz produzieren müßten.
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