»Judengold« genauso unrichtig wie »Nazigold«
Wolfgang Hopp rügt unter »Wieso Nazigold?« (ND vom 10. 8.) in seinem Leserbrief zu Recht die Verschleierung faschistischer Verbrechen, die u. a. mit dem Begriff »Nazigold« bewirkt wird und fordert, das Raubgold als das zu bezeichnen, was es ist, »Judengold«. Seine Forderung schafft jedoch keine Klarheit. In mehreren Prozessen gegen Wachmannschaften faschistischer Konzentrationslager wurde nachgewiesen, daß, zentraler Befehlsgebung folgend, in allen Vernichtungslagern den dort Gemeuchelten edelmetallhaltiger Zahnersatz vor der Leichenbeseitigung herausgebrochen wurde. Nach der Befreiung des Vernichtungslagers Sachsenhausen durch die Rote Armee wurden im Umfeld des Krematoriums zwei Gruben freigelegt, die 27 Kubikmeter Menschenknochen und -asche enthielten. Rückstände von Edelmetallen wurden dort nicht nachgewiesen. Zum Leichengold von Sachsenhausen wie dem der anderen Ver-
nichtungslager gehört eben nicht nur das Gold der dort ermordeten Menschen mit dem gelben Stern. Dazu gehört ebenso das Gold der dort ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen, der antifaschistischen Widerstandskämpfer, der Deportierten aus fast allen Ländern Europas, der Zeugen Jehovas, der Homosexuellen, der Pazifisten, der Kriegsdienstgegner - diesen Satz kann man nicht mit »usw« oder mit »u. a.« abschließen. »Judengold« ist also genauso unrichtig wie »Nazigold«.
Raoul Gefroi 12619 Berlin
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