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Zu wenig Kapital im Osten

Einzelhandel Unterschiede im Umsatz nur noch gering Von Christoph Ruhkamp

  • Lesedauer: 3 Min.

Der seit sieben Jahren kriselnde Einzelhandel verzeichnete auch im ersten Halbjahr 1998 ein leichtes Minus von einem halben Prozent beim Umsatz.

Vom westdeutschen Einzelhandel unterscheide sich der im Osten nur noch bei den Betriebsgrößen und der Kapitalausstattung, aber kaum noch beim Umsatz. Das behauptete gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin der Geschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Holger Wenzel. Grundlage seiner Ausführungen war die HDE-Konjunkturumfrage 1998.

Die Umsatzentwicklung ostdeutscher Einzelhändler ist jedoch laut Umfrage extremer als im Westen - im guten wie im schlechten. Besonders hohe Zuwächse oder Rückgänge, jeweils mehr als fünf Prozent, haben wesentlich mehr ost- als westdeutsche Händler verzeichnet. Ähn-

lieh sehe es bei der Entwicklung der Gewinne aus, so die Studie. Nur ein Drittel aller Handelsbetriebe in Deutschland konnte im ersten Halbjahr 1998 den Umsatz im Vorjahresvergleich steigern, davon jeder zehnte um mehr als fünf Prozent. Vergleichsweise gut abgeschnitten haben noch der Möbelhandel und die Autohäuser

Im Gefolge der Umsatzeinbrüche gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres 430 Insolvenzen von Ost-Einzelhändlern (1500 Deutschland gesamt), das sind in den neuen Ländern 15 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 1997 Grund dafür ist nach Einschätzung des HDE in der Regel ein -zu geringes Eigenkapital der Ost-Betriebe.

Der HDE hat für seinen Konjunkturbericht auch die großen Handelskonzerne befragt, die im Februar 1997 bei einem Gespräch mit dem Kanzler versprochen hatten, Ostprodukte vermehrt in ihre Listen aufzunehmen. Das Ergebnis: Der Umsatzanteil in Ostdeutschland erzeugter Konsumgüter, der im Westen vor

drei Jahren bei zwei Prozent lag, sei inzwischen auf rund fünf Prozent geklettert, so der HDE. Der höhere Marktanteil im Osten sei gehalten worden.

Das seit 1991 in Gesamtdeutschland anhaltende Konsumtief hat nach Einschätzung von HDE-Chef Wenzel Strukturveränderungen bewirkt, »die uns gewiß nicht in allen Facetten gefallen«. Dazu gehörten unter anderem die spektakulären Unternehmenszusammenschlüsse und die gewandelte Haltung der Verbraucher Diese kaufen zurückhaltender (70 Prozent) und sind sensibler für die Preise (75 Prozent). Beratung und Service seien den Kunden nicht mehr so wichtig, große Marken stünden nicht mehr so hoch im Kurs. Damit geht einher, daß Umsatzzuwächse fast nur noch in den großen Einkaufszentren »auf der grünen Wiese« erzielt werden. Für die gesamte Branche rechnet der HDE in diesem Jahr mit dem weiteren Abbau von 30 000 Arbeitsplätzen - etwa genausoviel wie im Vorjahr Grund dafür sind u. a. Automatisierungen an den Kassen. Insgesamt beschäftigt die Branche gegenwärtig noch rund 3,2 Millionen Menschen.

HDE-Geschäftsführer Wenzel erwartet zudem einen »fortschreitenden Konzentrationsprozeß«. In zehn Jahren werde es voraussichtlich ein Drittel weniger Betriebe geben, also 300 000 statt 450 000. Dies müsse aber nicht zwangsläufig mit Jobverlusten einhergehen, da in erster Linie kleine Geschäfte von großen als Filialen einverleibt würden, meint Wenzel.

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