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  • Politik
  • Fear & Loathing in Las Vegas von Terry Gilliam

Nüchtern auf dem Trip

  • Caroline M. Bück
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach fünf Minuten fragt man sich unwillkürlich, ob man besser daran getan hätte, als Einstimmung erstmal einen Joint zu rauchen. Ein Film von Ex-Monty Python Terry Gilliam ist immer Herausforderung und Wagnis für den Zuschauer Wenn er dann auch noch Hunter S. Thompsons Kultbuch »Angst und Schrecken in Las Vegas« verfilmt, konnte nur ein psychedelisches Meisterwerk voller optischer und akustischer Zumutungen herauskommen. Äußerer Anlaß für die Entwicklung der

Story ist der Auftrag zur Berichterstattung über ein Motorradrennen in der Wüste von Nevada. Tatsächlich geht es Sportreporter Raoul Duke (Johnny Depp) und Anwalt Dr Gonzo (Benicio del Toro) mehr um die eigene Flucht vor der rauhen Wirklichkeit eines neuen Amerika. Das Konzept persönlicher Freiheit der 60er ist mittlerweile politisch mißliebig, die wahren Verrückten sind nicht die drogenkonsumierenden letzten Zeugen besserer Zeiten, sondern die waffenstarrenden »guten Patrioten«, auf die Duke beim Rennen trifft. Nicht zufällig erinnert sein gegen den Wüstenwind vermummtes Gesicht an nichts so sehr wie an den »Unsichtbaren Mann«: Filmgeschichte ge-

wordene Trashkultur Dukes Art von Weltsicht hat sich überlebt, von seinem Kopf bleibt nurmehr die sichtbare Hülle erhalten, mit praktischem Mundschlitz für die Zigarette. Daß Gilliam den Auftritt der Vertreter rechter Staats(un)kultur mit Maschinengewehr, Jagdbeute und Machogehabe auch noch mit Wagners Walkürenritt unterlegt, der sonst immer gern zur Untermalung der Rettung der »Guten« aus höchster Not verwendet wird, macht die Ironie geradezu handgreiflich.

Zurück im Hotelzimmer inmitten der Spieler von Las Vegas, nähren Duke und Dr Gonzo ihre Halluzinationen fleißig durch den Einwurf immer neuer Drogen, und Gilliam tobt sich mit einer Vielzahl optischer Effekte aus. »Fear & Loathing in Las Vegas« ist ein Film gegen die Idee der politischen Korrektheit, ein visueller Drogentrip, den nur der nüchterne Zuschauer unbeschadet übersteht. Und sich sein Teil denkt, hofft Gilliam.

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