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Heilsames »Vogelfutter«
Wir sammeln »ordinäres« Vogelfutter, denn als solches ist die Vogelmiere (Stellaria media) manchem gut bekannt. Dass Mensch das zarte Kraut selbst verzehren kann, hat sich noch nicht so recht herumgesprochen. Dabei ist Vogelmiere urgesund, schmeckt verführerisch gut und weist überdies zahlreiche Heileigenschaften auf. Besonders die positive Wirkung bei Hautproblemen, Krampfadern und Hämorrhoiden kann nicht oft genug gepriesen werden.
Vogelmiere kann sogar erfolgreich gegen die gefürchtete Schuppenflechte eingesetzt werden. Für Anwendungen bei Hautproblemen und Krampfadern werden aus der Pflanze Bäder und Salben bereitet. Schon wenige Bäder entfalten ihre Wirkung und das Ergebnis kann sich auch bei Sonne sehen lassen. Die Zubereitung der Bäder ist simpel und erfordert kein Fachwissen. Für ein Experiment kann Vogelmiere in der freien Natur gesammelt werden. Beim Sammeln darauf achten, dass nur an Orten geerntet werden darf, an denen keine chemischen Verunreinigungen durch die Landwirtschaft zu erwarten sind - auch entlang Straßen und Bahndämmen sollte man besser nicht sammeln. Gartenbesitzer werden in der Regel keine Probleme haben; sie kennen die Pflanze als lästiges »Unkraut«. Allerdings weist Vogelmiere im Garten immer auf einen gesunden, gut gedüngten Boden hin.
Vogelmiere gedeiht fast überall und kann ein für eine so zierliche Pflanze beträchtliches Ausmaß annehmen; besondere Größe - mitunter kniehoch - erreicht sie an halbsonnigen Standorten. Die zahlreichen Blätter werden selten größer als eine Ein-Cent- Münze, wobei sie zu den Enden der schlängelnden Stängel hin kleiner werden, bis sich schließlich die zierlichen weißen Blüten an den Spitzen bilden. Vorsicht: Verwechslungsgefahr besteht mit dem giftigen Ackergauchheil. Allerdings blüht Ackergauchheil - der Name der Pflanze stammt aus dem Mittelalter. »Gauch« bedeutet so viel wie »Irrer« - rötlich violett, so dass Vogelmiere während der Blühzeit sehr gut an den weißen kleinen Blüten von dem giftigen Doppelgänger zu unterscheiden ist.
Während der Blühphase entfaltet die zierliche Pflanze die größte Heilwirkung und sollte für kosmetische Anwendungen zu diesem Zeitpunkt geerntet werden. Hierfür kann die Vogelmiere unbeschadet etwa ein Zentimeter über dem Erdboden mit einer normalen Haushaltsschere abgetrennt werden. Anschließend wird das Kraut in einen Suppentopf gegeben, mit kaltem Wasser versetzt und zum Kochen gebracht. Nach zehn Minuten Kochzeit ist der Tee gebrauchsfertig und kann entweder dem Badewasser zugesetzt oder zum Waschen problematischer Hautpartien benutzt werden. Um eine Heilwirkung zu erzielen, sollten mindestens drei Anwendungen in der Woche durchgeführt werden. Da die Pflanze während der frostfreien Periode gedeiht und selbst in geschützten Lagen im Winter anzutreffen ist, können die hautpflegenden Maßnahmen selbst im Winter durchgeführt werden. Übrigens: Hildegard von Bingen empfiehlt bei Blutergüssen das mehrmalige Auflegen des noch warmen ausgekochten Vogelmierekrauts. Allerdings vergaß sie zu erwähnen, dass die Pflanze auch zu Speisezwecken zu verwenden ist und hier beachtliche Dienste leisten kann. Seltene Mineralien und Spurenelemente machen den Verzehr sehr interessant. Darüber hinaus überzeugt Vogelmiere durch einen fantastischen Geschmack, der jungem Mais sehr ähnlich ist. Aus diesem Grund passt die Pflanze ausgesprochen gut in jeden gemischten Salat. Hierfür können allerdings nur die Enden der Pflanzenstängel oder die Blätter verwendet werden, da die Stängel zum Boden hin verholzen.
Heide Haßkerl
Rezept für eine "Vogelmiere-Torte" für 4 Personen:
Zutaten:
Für den Boden: 150 g Vollkornmehl, 100 g Semmelbrösel, 150 g Butter, 1 Teelöffel scharfer Senf, ½ Teelöffel Meersalz, 3 Eier
Für den Belag: 500 g gereinigte und grob zerkleinerte Vogelmiere, 4 Eier, 200 g gewürfelter mag. Bauchspeck oder Räuchertofu, 2 mittelgroße fein gewürfelte Zwiebeln, 1 Tasse süße Sahne, Saft von einer ½ Zitrone,
1 EL Gries, Meersalz, Pfeffer aus der Mühle, frische Kräuter zum Bestreuen (Liebstöckel, Petersilie, Salbei, et cetera)
Zubereitung Teig:
Aus allen Zutaten wird ein Knetteig bereitet, der vor dem Ausrollen eine Stunde im Kühlschrank ruhen sollte.
Zubereitung Belag.
In einer Pfanne den Bauchspeck auslassen, bzw. in etwas Butter den Tofu zusammen mit den Zwiebelwürfeln anbraten. Wenn alles schön gebräunt ist, wird die Vogelmiere zugefügt und alles bei mittlerer Wärmezufuhr mit einander verrührt, bis die Vogelmiere zusammengefallen ist. In der Zwischenzeit werden die Eier mit den Gewürzen, dem Gries und der Sahne verquirlt Der Pfanneninhalt wird in eine Schüssel gegeben und sollte leicht auskühlen bevor der Inhalt des Topfes darüber gegeben wird. Alles gründlich miteinander vermengen und abschmecken.
Mit dem ausgerollten Teig wird eine Springform ausgelegt; den Rand hoch andrücken! Die vermengte Vogelmiere-Sahne-Masse gleichmäßig darauf verteilen und bei 200 °C etwa 45 Minuten backen.
Vor dem Servieren wird die Torte mit ein paar Spritzern Zitronensaft beträufelt, darüber kommen die kleingeschnittenen Kräuter.
Weitere Informationen:
www.wildpflanzen-kueche.de
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