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Rettung für Versandhaus Schöpflin?

Gutachten: Drei Sanierungsvarianten denkbar Baden-Württemberg Von Martin Höxtermann, Freiburg

  • Lesedauer: 3 Min.

Die 900 Mitarbeiter des von Schließung bedrohten Versandhauses Schöpflin im südbadischen Lörrach können Hoffnung schöpfen: Laut eines jetzt vorgelegten Gutachtens ließe sich ein Großteil der Arbeitsplätze retten.

Eine »intensive Prüfung« des neuen Gutachtens hat Quelle-Vorstand Christoph Achenbach zugesichert. Die Konzernmutter hatte Ende Oktober angekündigt, das Versandhaus Schöpflin komplett zum 31. Juli dieses Jahres zu schließen, und sich trotz massiver Proteste aus der gesamten Region nicht von dem Entschluß abbringen lassen. Der unabhängige Unternehmensberater Andreas Budde hat in seinem aktuellen Gutachten drei Möglichkeiten zur Rettung des Standorts auf Tisch gelegt: einen Firmenkauf durch unternehmenseigenes Führungspersonal (Management-Buy-Out - MBO), eine Verlagerung anderer Teile des Quelle-Konzerns nach Lörrach und drittens eine Restrukturierung des Unternehmens mit einer Verringerung des Personals um etwa ein Drittel.

Ernsthaft diskutiert wird allerdings nur der dritte Vorschlag. Demnach müßtedie Belegschaft um 230 Vollzeitstellen reduziert werden. Damit könnten nach Buddes Rechnung 18,5 Millionen Mark gespart werden. Damit dies ohne Entlassungen vonstatten geht, schlägt Budde die Gründung von Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften vor Durch eine Bereinigung des Sortiments würde der Umsatz von zuletzt 457 auf 350 Millionen Mark schrumpfen. Nach Buddes Vorstellung soll sich Schöpflin vom Universal- zum Spezialversender »für die Frau ab 40« entwickeln. Außerdem soll das jetzt auf drei Standorte verteilte Ver-

sandhaus auf einen Ort konzentriert werden; die freiwerdenden Flächen sollten verkauft und zur Sanierung verwendet werden. Wenn sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer zu gemeinsamen Anstrengungen bereit seien, könnte das Versandhaus mittelfristig wieder schwarze Zahlen schreiben, erklärte Budde.

Quelle rechnet für das laufende Geschäftsjahr in Lörrach mit Verlusten von 42 Millionen Mark. Die Belegschaft erklärte sich laut Betriebsratsvorsitzendem Hansjörg Obermeier bereit, alles in ihrer Kraft stejiende zu tun, um die Restrukturierung schnell zu realisieren. »Es ist zwar schmerzlich, Arbeitsplätze abzubauen. Wichtiger ist aber, daß ein großer Teil der Jobs erhalten bleibt«, so Obermeier Es werde nun nicht mehr so einfach sein zu behaupten, es gebe zur Schließung des Unternehmens in Lörrach keine Alternative. »Die Rettung Schöpflins ist in greifbare Nähe gerückt«, kommentierte auch Gewerkschaftssekretär Gerd Vetter gegenüber ND den Stand der Dinge. Es sei keine Frage, daß man nun auf das Sanierungskonzept setze und mit dem Gutachten eine Trumpfkarte habe. »Damit gerät Quelle noch mehr unter Druck und wird seinen ursprünglichen Schließungsbeschluß kaum durchhalten können«, so Vetter

Auch in den nächsten Woche'n gehen die Solidaritätsaktionen mit den Schöpflin-Beschäftigten weiter Bei einer Werksschließung wird mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote in der strukturschwachen Region auf bis zu 17 Prozent gerechnet. Gewerkschaften, Kirchen, Verbände und Parteien bis hin zum Stuttgarter Landtag hatten sich in den letzten Monaten für den Erhalt des Standorts Lörrach eingesetzt. Am 28. Januar werden die Verhandlungen zwischen Betriebsleitung, Quelle-Vorstand, Belegund Gewerkschaft fortgesetzt. Bis dahin soll das Gutachten präzisiert, diskutiert und bewertet werden.

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