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Angst bleibt

  • Schorsch Schmolke
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Autoren machen es dem Leser nicht leicht - verwirrend die Materialfülle. Hunno Hochberger (Jg. 1946) und Emil Hruska (Jg. 1948) gingen mit wissenschaftlicher Akribie vor. Es geht ihnen um das Aufzeigen deutscher Hegemonialansprüche in der Vergangenheit und daraus folgender Lehren für Gegenwart und Zukunft. Denn es gäbe in Mitteleuropa heute wieder Ängste vor neuer deutscher Stärke. Die beiden Autoren nehmen zunächst die reichsdeutsche Kriegszielpolitik und die demagogische Losung von der »Befreiung unterdrückter Nationalitäten« ins Visier, die lediglich dem bei der Aufteilung der Welt zu kurz gekommenen deutschen Imperialismus eigene Kolonien einbringen sollte. Sodann wenden sie sich dem Münchner Abkommen von 1938 zu, mit dem die Westmächte den Annexionsgelüsten des auf »Revanche für Versailles« sinnenden Hitlerfaschismus nur allzu willig entgegenkamen. Bemerkenswert sind die Thesen der beiden Autoren zu den (sudeten)deutsch-tschechischen Beziehungen zwischen 1918/19 und 1938. Die

umstrittene deutsch-tschechische Erklärung von 1997 bewog Hochberger und Hruska zu ihrem Buch. Sie kritisieren die fehlende Bereitschaft der Bundesrepublik, endlich ebenso wie England und Frankreich das Münchener Abkommen von 1938 als null und nichtig zu erklären. Solange das nicht geschieht, so die Autoren, »überlebt die großdeutsche Tradition in einem Winkel des Staatsrechts, aus dem sie jederzeit wieder herausgeholt und in Szene gesetzt werden kann«.

Es wäre wahrlich eine verdienstvolle Aufgabe für die rot-grüne Regierung, durch eindeutige Entscheidungen ein Signal zu setzen zur Entkrampfung der deutsch-tschechischen Beziehungen. Hochberger und Hruska haben das Ihre mit der jüngst gegründeten Bewegung der deutsch-tschechischen linken Initiative »Sekäni« (Begegnung) geleistet. Wann äußert sich also das Duo Schröder/Fischer? Der im März anstehende 60. Jahrestag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht in Prag wäre ein guter Anlaß.

Hunno Hochberger/Emil Hruska: Der deutsche Hegemonialanspruch: Gefahr für Mitteleuropa. GNN-Verlag Süd, Stuttgart 1998. 255 S., br., 28 DM.

Emil Hruska spricht am Samstag, den 23. Januar, an der Humboldt-Universität Berlin (Unter den Linden, Raum 2103, 13 Uhr) auf einer Veranstaltung des Deutschen Friedensrates zur Geschichte der deutsch-tschechischen Beziehungen.

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