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DFB-Teamchef: Ausländer schuld

Doch noch Trainer-Rücktritt?/ EM-Absage gefordert/ Hauptponsor droht Von Matthias Ende

  • Lesedauer: 3 Min.

Wann schnappt er zu? Kapitän Matthäus, Trainer Ribbeck, Stielike vor bissiger Kulisse Foto: dpa

Bevor sich die deutsche Fußballnationalmannschaft am späten Dienstag abend in Miami (Anstoß 21.30 Uhr MEZ) gegen Kolumbien an den Versuch einer eigenen Rehabilitierung machte, erlebte ihr jüngstes O:3-Debakel gegen die USA weitere Nachwehen. Der für den sportlichen Teil zuständige Trainer an der DFB-Spitze, Uli Stielike, hat nach der Blamage vom letzten Sonnabend persönliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen. In einem Presseinterview meinte der Co-Partner von DFB-Teamchef Erich Rtt> beck gestern: »Sollte der DFB zu mir sagen: Wir haben einen besseren Trainer, dann werde ich mich sofort zurückziehen.«

Mit einer Radikalkur würde indes Ex-Nationalspieler Paul Breitner den deutschen Fußball retten woüen. »Es ist schon fünf nach zwölf. Wir sind seit Jahren auf dem absteigenden Ast, und die Leute haben's satt, denn diese Nationalmannschaft macht keinen Spaß mehr«, wetterte er im Bayrischen Fernsehen. Er forderte neben einer Reform der Nachwuchsarbeit und dem möglichen Verzicht auf die Teilnahme an der Europamei-' sterschaft im kommenden Jahr auch einen Trainerwechsel. »Wir sollten uns jemanden als Bundestrainer holen, der von allen Fans in der Bundesliga geachtet wird«, erklärte Breitner und machte sich für Ottmar Hitzfeld vom FC Bayern München, Christoph Daum (Bayer 04 Leverkusen) und Otto Rehhagel (1. FC Kaiserslautern) stark: »Das sind für mich die Drei, aus denen sich demnächst hoffentlich der Bundestrainer rekrutiert.«

Als grundsätzliche Ursache der DFB-Misere nannte Breitner die »völlig verfehlte Jugendarbeit. Seit Jahrzehnten spielen wir eine Art Aufgaben-Erfüllungs-Fußball und keinen Fußball, der Verantwortung erzeugt. Niemand darf sich mehr entfalten, keiner darf ein Risiko eingehen. Deshalb haben wir große Probleme, auf das moderne Spiel umzuschalten. Bei uns rennt jeder dem anderen hinterher und 90 Minuten rauf und runter « Man könne den Fußball nur dort korrigieren, »wo wir ihn kaputt gemacht haben - in der Jugend.« Deshalb solle man »die Millionen nicht blind an Pseudo-Talente, an die Möllers von übermorgen, verpulvern, sondern in die kleinen Vereine investieren«, forderte Ex-Weltmeister Breitner.

DFB-Teamchef Ribbeck sieht hingegen in der steigenden Zahl von ausländischen Fußballstars in der Bundesliga den Kern des Nachwuchsproblems. »Das ist ganz einfach: Je weniger deutsche Spieler in der Bundesliga spielen, desto weniger Auswahl habe ich. Dazu kommt, daß die Ausländer zumeist die Schlüsselpositio-

nen in den Mannschaften besetzen, und das ist noch zusätzlich schlecht«, erklärte Ribbeck.

Eine Nachrichtenagentur glaubte gestern, die Schuldzuweisung des DFB-Trainers mit folgender Statistik stützen zu müssen: In den Spielerkadern der 18 Bundesligavereine stünden insgesamt 449 Profis, von denen nur noch 263 deutscher Nationalität seien. Mit 186 Ausländern hätte sich der »Gastarbeiter«-Anteil auf 41 Prozent gesteigert. An den 18 bisher ausgetragenen Spieltagen hätten im Durchschnitt 4,5 Ausländer pro Mannschaft beim Anpfiff auf den Spielfeldern

gestanden. Der Trend, »daß deutsche Spieler von Auslandsprofis verdrängt werden«, würde nach Meinung von Vereins- und DFB-Verantwortlichen weiter anhalten.

Dem DFB-Hauptsponsor, der Daimler Chrysler AG, sind indes die Ursachen egal. Sprecher Matthias Kleinert betonte gestern,, daß für sein Unternehmen nur die aktuellen Fakten zählten: »Auftritte wie beim 0:3 gegen die USA können das Ansehen des deutschen Fußballs in Frage stellen - damit auch das Ansehen des Werbepartners.« Und davon würde sein weiteres Engagement abhängen.

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