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mit der Kreissäge

Erste Stufe des Business Plan Wettbewerb Berlin-Brandenburg beendet Von Michael Steininger

  • Lesedauer: 5 Min.

DenkenSiebei Business auch immer an nadelgestreifte Zweireiher? Etwas mehr Phantasie bitte: Mit Modellen wie dem hier abgebildeten konnte sich das Berliner Mode-Label »uli Dziallas« beim vierten Business Plan Wettbewerb Berlin-Brandenburg '99 durchsetzen und unter den zwölf Prämierten plazieren. Derzeit läuft Phase 2, und einsteigen ist noch möglich

Foto:

Bernhard Kühmstedt

Auch Existenzgründung will gelernt sein. Der Business Plan Wettbewerb Berlin-Brandenburg -derzeit läuft bereits dervierte Durchgang-will dabei helfen. Letzte Woche wurden die ersten Preisträger prämiert.

Ich habe einen Plan!« Wenn Filmganove Egon Olsen diesen Standardsatz spricht, applaudieren seine Sekundanten Benny und Kjeld begeistert-. »Mächtig gewaltig!« In der Wirtschaft ist solche Euphorie eher selten anzutreffen. Ein Plan, eine Geschäftsidee allein macht noch kein Geld locker bei Investoren. Diese Erfahrung erleiden besonders potentielle Mittelständler ohne komfortables Erbteil. “

Am Massachusets Institute of Technology in Boston zerbrach man sich bereits in den 80ern den Kopf darüber, wie dieses Innovationspotential nutzbar gemacht werden könnte, und erfand den Business Plan Wettbewerb. Im Business Plan soll die Geschäftsidee zu einem vollständigen Konzept ausgebaut werden, das auch Geldgeber überzeugt. Dabei geht es sowohl um Inhalt als auch Form der Präsentation.

Im November letzten Jahres startete der bereits vierte Business Plan Wettbewerb in Berlin und Brandenburg. Nach Auskunft der Organisatoren, der Investitionsbank Berlin und dem Existenzgründer-Institut Berlin e.V., handelt es sich um den größten regionalen Wettbewerb dieser Art in Deutschland und einen der größten weltweit. Bisher liegen 261 Konzepte von Teams mit 420 Mitgliedern vor

Im Rahmen des Wettbewerbs soll nicht vordergründig, die Innovationskraft der

Ideen evaluiert, sondern die Überzeugungskraft der Präsentationen bewertet werden. Dabei konzentriert sich der Kontest nicht ausschließlich auf den High-Tech-Sektor Er wendet sich vielmehr an jeden, der den Schritt in die Existenzgründung wagen will und eine Idee hat. Der Wettbewerb ist in drei Stufen gegliedert: In einer ersten Phase wird die Geschäftsidee formuliert und auf ihren Kundennutzen hin untersucht. In der zweiten Stufe wird ein grober Business Plan entworfen und das mögliche Marktpotential eingeschätzt. Die dritte Stufe gipfelt in einem ausformulierten Geschäftskonzept, wobei nach Produkt- und Dienstleistungsidee unterschieden wird. Die Bewertung übernehmen jeweils mindestens zwei Juroren - Unternehmer, Bankenvertreter und Unternehmensberater

Ein Vorteil des Wettbewerbs: Es winken nicht nur Prämien von bis zu 20 000 Mark für die Sieger Jeder Teilnehmer kommt überdies in den Genuß kostenloser Beratung und Seminare. Es werden Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt und für individuelle Betreuung sogenannte »Coaches«, Ausbilder, vermittelt. Außerdem können überaus wichtige Kontakte zu Kooperationspartnern und Geldgebern geknüpft werden.

Die Sieger der ersten Stufe des Business Plan Wettbewerbs wurden vergangene Woche bereits ermittelt und in Berlin prämiert. Ein Blick auf die Liste der Finalisten zeigt erstaunliche Vielfalt. Da gibt es High-Tech-Entwicklungen wie die neuartigen Präzisionsgeräte zur Gen-Analyse der (noch zu gründenden) Firma Biotix oder ein System zur Vermessung der Hornhaut bei laufenden Augenoperationen vom Berliner Unternehmen Eye-Shape Topometry Aber auch verblüffende Geschäftsideen wie die Cafehaus Tischlerei oder das japanische Badehaus.

Die Tischler und Designer einer Werkstattgemeinschaft waren es müde, die fast beleidigende Frage von Kunden zu beantworten: Haben Sie die Möbel selbst gefertigt? Das führte zu der Überlegung, wie man die Kunden näher an die Produkte und auch den Herstellungsprozeß heranführen kann. Die Lösung: eine Kombination aus Werkstatt und Cafe/ Kneipe. Geplant ist ein gemütliches Cafe, möglichst im Berliner Zentrum, in dem die Gäste inmitten der »selbst gefertigten« Möbel trinken, essen, Zeitung lesen oder sich einfach nur unterhalten. Sie können aber auch, ohne daß ihnen ein Verkäufer im Nacken sitzt, die Möbel näher in Augenschein nehmen, anfassen, Türen und Schübe öffnen. Vor allem aber können sie durch eine Glasscheibe in die benachbarte Werkstatt blicken und die Herstellung beobachten. »Bei uns wird der Gast zum Kunden und umgekehrt«, hofft Tischlermeister Andreas Stachon.

Das Projekt überzeugte die Juroren. Ob es aber ohne einen professionell erstellten Business Plan auch Geldgeber überzeugt hätte, bezweifelt selbst Stachon: »Ohne Business Plan gibt's heute nirgendwo Kredit.« Die Teilnahme am Wettbewerb hätte wichtige Informationen und Kontakte, vor allem aber auch notwendigen äußeren Druck gebracht, das Projekt voranzutreiben.

Einen ganz anderen Ort der Einkehr will Rita Zobel schaffen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin plant ein Sentö. Das japanische Badehaus soll im hektischen Herzen der Großstadt ein Refugium der Ruhe und Entspannung sein. In schlichter Eleganz will es sich von Fitnesstudios und Erlebnissaunen deutlich unterscheiden. Zobel verweist schlau auf die hohe Lebenserwartung der gestreßten Japaner: Erholung nach Art der aufge-

henden Sonne verspricht langes Leben. Daß man nicht unbedingt etwas revolutionär Neues erfinden muß, mit Originalität aber trotzdem im Wettbewerb gewinnen kann, beweisen Claudia und Ulrike Dziallas. Ihr Label für Damenoberbekleidung - uli Dziallas - entwirft und vertreibt Designermode, die sich im Kontext moderner Musik sieht. Bei Modenschauen des Labels werden Live-Musik und Videoprojektionen integriert. Für die

Schwestern bedeutete die Teilnahme am Wettbewerb vor allem wertvollen Zugewinn an Informationen und Kontakten.

Davon kann auch profitieren, wer jetzt noch einsteigen möchte. Derzeit läuft die zweite Stufe des Wettbewerbs an, die sich vor allem auf das Thema Marketing konzentriert. Wer Interesse hat, informiert sich unter der Telefonnummer (030)2125 2121 oder im Internet. www.b-p-w.de.

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