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Der Tod ist auch nur ein Geschäft

Im Hamburger Umland wird die Einäscherung privatisiert Das sorgt für Konkurrenzkampf bei den Krematorien

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nellen Familienbetrieb, der noch 80 Prozent des Gewerbes ausmacht. Die steigende Zahl der anonymen Beisetzungen behagt den Steinmetzen nicht. Schließlich zeichnet sich im Bestattungswesen -ab,' was andere Bereiche längst erfasst hat: die Privatisierung hoheitlicher Aufgaben wie Einäscherung und Unterhaltung von Friedhöfen. In Hamburg ist ein so genannter »Bestattungspark« bereits in Planung. Allerdings scheuen die Betreiber noch die Öffentlichkeit. Überhaupt ist die Branche sehr zurückhaltend.

Svend-Jörk Sobolewski will sich nicht fotografieren lassen. Andere, wie die Immobilienmakler, die das Lüneburger Krematorium planen, reden erst gar nicht mit der Presse. Pietät und Öffentlichkeit vertragen sich nicht. Vielleicht aus gutem Grund möchten die Krematoriums-Unternehmer in Deckung bleiben. Schon werden Befürchtungen laut, wenn die Bedarfsrechnungen sich nicht verwirklichen, könnten aus den privaten Verbrennungsanlagen Investitionsruinen werden. Und das wäre wenig pietätvoll.

Noch lässt der Trend Sobolewski & Co. hoffen. Bundesweit steigt der Anteil der Einäscherungen und liegt bei 40 Prozent. In 'den neuen Buhdesländern 'beträgt er über 90 Prozent. In der Antike üblich, war die Leichenverbrennung im Christentum verpönt, das Dogma von der Auferstehung des Fleisches sprach dagegen. Ende des 19 Jahrhunderts führten hygienische Argumente zu ihrer Wiedereinführung. 1878 wurde in Gotha das erste deutsche Krematorium eröffnet, Hamburg zog 1892 nach. Inzwischen werden in der Hansestadt 64 Prozent der jährlich Verstorbenen verbrannt. 1998 waren das rund 12 500.

Um der privaten Konkurrenz vorzubeugen, sind im Krematorium in Hamburg-Öjendorf unlängst zwei neue Öfen in Betrieb genommen worden. Die Kapazität liegt damit bei 16 000 Kremierungen. Drei Tage Wartezeit zwischen der Anlieferung der Leiche und der Abholung der Urne verspricht Öjendorf. Bestatter aus dem Umland verzeichnen freilich Wartezeiten von zehn Tagen bis vier Wochen.

Die nächsten Krematorien südlich der Elbe befinden sich in Cuxhaven, Bremen, .jjggmejhavenund.CeJle,. imKrernatorium von Lübeck, das jährlich 4*300 Einäscherungen ^ornimrfi^iW8rden!etwa300 Leichen von Hamburger Bestattern angenommen; Tendenz jedoch rückläufig. Die Rate der Feuerbestattungen in dem von den privaten Krematorien anvisierten Gebiet liegt unter dem Bundesdurchschnitt bei zehn bis 20 Prozent. Für den Landkreis Stade wären das 150 bis 200 Leichen pro Jahr. Die Stader Anlage hat eine Lizenz für die Kreise Stade und Rotenburg/ Wümme, die von der Genehmigungsbehörde auf 1500 Verbrennungen angesetzt wurde; Sobolewski und Partner peilen 3000 an, 6000 wären technisch möglich. In Winsen/Luhe kalkulieren die Behörden mit 2000 Verbrennungen, desgleichen in Lüneburg. Über den Preis ist das Geschäft nicht zu machen, den legt eine Gebührenordnung fest. Die Konkurrenz der Krematorien wird sich mithin durch die Werbung bei den Bestattungsinstituten entscheiden.

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