Stahl, Stroh, Lehm

Die märchenhafte Burg Eltz - Touristenmagnet in der Eifel - ist in neuem Glanz erstrahlt

  • Christian Schultz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Rund 300 000 Besucher kommen Jährlich zur Burg Eltz in der Südeifel. Bis zum Frühjahr wurde sie für mehr als fünf Millionen Euro saniert und erstrahlt nun mit ihrem Fachwerk und Türmchen in neuem Glanz.

Münstermaifeld. Spieglein, Spieglein an der Wand - wer ist die Schönste im ganzen Land? So steht es auf einem Schild an der Zufahrt zur Burg Eltz in der Südeifel. Nach einer Renovierung könnte den Zuschlag nun tatsächlich wieder das märchenhafte Gemäuer nahe Münstermaifeld (Kreis Mayen-Koblenz) erhalten.

Es ist die Burg, die man noch vom alten 500-Mark-Schein der Bundesbank kennt. Für etwa 5,1 Millionen Euro wurde sie über mehrere Jahre bis ins Frühjahr 2012 hinein gründlich auf Vordermann gebracht und erstrahlt in neuem Glanz - ein Bauvorhaben, das seinesgleichen sucht.

Nötig geworden war dies, nachdem 2008 Risse im Gemäuer entdeckt worden waren. »Es gab ernste statische Probleme«, sagt Eigentümer Karl Graf von und zu Eltz-Kempenich. Ein Erker drohte gar abzukippen. Daraufhin wurden an manchen Stellen bis zu 20 Meter lange Anker aus Edelstahl eingezogen, alles Fachwerk erneuert - auch am berühmten Kempenicher Haus - und sechs von acht Dächern gedeckt. Kein Wunder, möchte man sagen, ging doch die letzte größere Renovierung in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts über die Bühne. In einem Raum wurde gar ein abgesacktes Gewölbe mit Hilfe einer hydraulischen Presse Millimeter für Millimeter wieder nach oben »zurückgehievt«.

Anspruchsvoll waren gleichfalls die Arbeiten an den Dächern mit Neigungen bis zu 75 Grad und altem Holz darunter. Ziel der Arbeiten war es auch, die laufenden Kosten zu senken. So wurde das Gebäude gedämmt, und zwar auf eine historisch korrekte Art und Weise, wie es der Graf ausdrückt: Strohmatten wurden angebracht und mit Lehm beworfen. »Wir hoffen auf einen Effekt bei den Gaskosten«, sagt er. In Teilen der Burg wurden Wasserleitungen und Heizungen entfernt. Insgesamt hoffe er, die Betriebskosten von zuletzt bis zu 350 000 Euro pro Jahr auf 150 000 Euro zu senken.

Rund vier der insgesamt etwa 5,1 Millionen Euro für die Sanierung übernahm die öffentliche Hand - der Bund, das Land Rheinland-Pfalz sowie das Landesamt für Denkmalpflege. Allein zwei Millionen Euro kamen dabei aus dem Konjunkturprogramm II. 140 000 Euro schoss die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu, den Rest zahlten die Besitzer.

Zu dem Geld aus dem Konjunkturprogramm sei man eher unerwartet gekommen, sagt der Graf. Dadurch sei das Ganze enorm beschleunigt worden. »Es ist gelungen, was normal Jahre dauert, in einigen Monaten hinzubekommen.« Ohne die öffentlichen Gelder hätten sich die Arbeiten wohl mit Unterbrechungen 20 Jahre hingezogen, was letztlich teurer geworden wäre. »Es war eine Jahrhundertchance.«

Der Graf, der die 33. Generation seines Hauses repräsentiert, selbst in Frankfurt am Main lebt und dort bis vor zwei Jahren als Wirtschaftsprüfer arbeitete, ist nach dem Ende der Sanierung »mächtig glücklich«. Insgesamt haben alle Beteiligten bei den Arbeiten eine Menge über die Burg gelernt, sagt er. Um Schäden künftig frühzeitig zu erkennen, soll die Anlage fortan jedes Jahr unter die Lupe genommen werden. Die durchschnittlich rund 300 000 Besucher pro Jahr werden das mit Sicherheit auch tun.

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