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»Freundliche« Übernahme in Favelas
Brasiliens Staatsmacht will Kontrolle über die Armenviertel zurückgewinnen
Rio de Janeiro (epd/nd). Bei den Operationen am Sonntag (Ortszeit) gab es nach offiziellen Angaben keine Zusammenstöße zwischen den Sicherheitskräften und den Drogenbanden, die die Favelas bis dahin kontrollierten. Die Aktion ist Teil der Befriedungsstrategie der Regierung, Rio de Janeiro für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 sicherer zu machen.
Da die Aktion wie üblich im Voraus angekündigt worden war, konnten die meisten Anführer der Drogenbanden das Gelände rechtzeitig verlassen. »Festnahmen sind wichtig, aber noch wichtiger ist es, das Gebiet aus der Gewalt der Drogenhändler zu befreien«, sagte der Staatssekretär für Öffentliche Sicherheit, José Mariano Beltrame. Er betonte, solche Besetzungen dienten nicht in erster Linie der Bekämpfung des Drogenhandels. Vielmehr solle die Staatsmacht die Kontrolle über die Viertel zurückgewinnen.
Am Vortag hatte die Polizei bei Hausdurchsuchungen in der Region fünf mutmaßliche Drogenhändler erschossen. Laut Polizeichefin Martha Rocha wurden im Verlauf des Wochenendes 51 Verdächtige festgenommen und Waffen sowie Drogen sichergestellt.
Die Favelas Manguinhos, Jacarezinho, Mandela und Varginha liegen in einem Industriegebiet im Norden der Stadt nahe der wichtigsten Ausfallstraßen. Wegen ständiger Auseinandersetzungen mit vielen Toten zwischen verfeindeten Banden und der Polizei wurde die Gegend von Bewohnern »Gaza-Streifen« genannt.
Nach der Besetzung sollen Einheiten der neu geschaffenen Befriedungspolizei UPP dort stationiert werden. Die UPP gilt als wichtiger Fortschritt in der Sicherheitspolitik. Menschenrechtler machen sie jedoch immer wieder für willkürliche Übergriffe auf Bewohner der Armenviertel verantwortlich. Zudem kritisieren sie, dass nach der Übernahme keine Sozialmaßnahmen folgen.
nd-Karte: Wolfgang Wegener
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