Der kleine Spaßrassist

Die kleine Aufregung um Stefan Raabs Polit-Show „Absolute Mehrheit" hat sich so gut wie gelegt. Der Reklameeffekt für Pro7 ist eingefahren, das Polittalk-Flaggschiff ARD wurde geärgert, die nicht besonders üppige Substanz der Sendung bewertet. Eher unbeachtet blieb ein Ausrutscher Raabs, der symptomatisch fürs Ganze stehen kann. Im Bemühen, locker einzusteigen und sein vergleichsweise junges Publikum nicht zu langweilen, machte der Showmaster u.a. ein paar ironische Bemerkungen über FDP-Chef Philipp Rösler und fügte dann hinzu: „Wenn Rösler das beim Abendessen sieht - hoffentlich fallen ihm nicht die Stäbchen aus der Hand."

So lieben die Raab-Fans ihren Stefan: Immer eine Respektlosigkeit auf Lager. Nur dass es sich in diesem Fall um ausgesprochen dämlichen Rassismus handelt. Rösler kam als adoptiertes Kleinstkind aus Vietnam nach Deutschland; deutsch-bürgerlicher als der Arzt aus Niedersachsen kann man kaum sein. Es geht um eine platte Anspielung auf Röslers Äußeres. Raabs Talkgäste von CDU, FDP, SPD und Linkspartei lachten mehr oder weniger peinlich berührt darüber hinweg. Dabei wäre das durchaus Grund für eine mindestens kleine Empörung - zumal man beim ebenso bemühten wie überforderten Politiker Rösler so ziemlich über alles lästern kann, nur nicht über seine Abstammung.

Hätte einer von den Talkgästen oder überhaupt ein Politiker so einen Satz gesagt, wäre sonst was los. Im politischen Bereich gehört es inzwischen zum Standard der Korrektheit, wenigstens solche Altherrenwitze zu unterlassen; Rassismus tobt sich ja auf anderen Ebenen aus. Auch Moderatoren in öffentlich-rechtlichen Sendern müssten sich nach einer solchen Äußerung ordentlich den Kopf waschen lassen. Im Privatfernsehen ist das offenbar alles ganz locker; Hauptsache, das Publikum amüsiert sich. Mal sehen, wer sich im Dezember zur nächsten Show des Hobbyprovokateurs einladen lässt.

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