Sicherheitstrainings in Jobcentern

Interesse der Mitarbeiter so groß, dass auf eine Teilnahmepflicht verzichtet werden kann

  • Anja Sokolow, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich sollen Jobcenter Arbeitslosen helfen und ihnen eine Beschäftigung vermitteln. Hin und wieder verlieren Erwerbslose die Beherrschung und rasten aus. Viele Berater wollen sich dagegen wappnen. Weil Pöbeleien und selbst Bedrohungen für die Mitarbeiter in Jobcentern zum Alltag gehören, bieten die Dienststellen auch in Brandenburg Sicherheitstrainings an. Das Interesse ist nach Angaben von Sozialminister Günter Baaske (SPD) so groß, dass auf eine Teilnahmepflicht an den Schulungen verzichtet werden kann. Verschiedene Anbieter wie die Polizei oder die Unfallkassen bieten solche Schulungen an, berichtete Baaske in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.

Die Mitarbeiter lernen unter anderem, wie sie auch in sehr schwierigen und emotionalen Situationen Gespräche führen. Außerdem gibt es Sicherheitstrainings, die ihnen mehr Selbstvertrauen vermitteln sollen. Darüber hinaus gibt es Alarmierungssysteme in den Jobcentern. Wachschutzfirmen und Hausverbote für auffällig gewordene Arbeitslose sollen für Ruhe sorgen.

In der Vergangenheit kam es deutschlandweit immer wieder zu Vorfällen in Jobcentern. Im September erstach ein Arbeitsloser eine 32-jährige Mitarbeiterin in im nordrhein-westfälischen Neuss. Er war ohne Termin im Büro der Beraterin erschienen und griff sie mit einem Messer an. Als Motiv hatte er angegeben, aus Wut über den von ihm vermuteten Missbrauch seiner persönlichen Daten gehandelt zu haben. Im Oktober kam ein 35-Jähriger mit einer Machete in ein hessisches Jobcenter und forderte Geld, weil er Hunger hatte. Verletzt wurde dort aber niemand. Die wegen der handwerklichen Mängel der umstrittenen Hartz-IV-Gesetze oft fehlerhaften Bescheide tragen nicht zur Beruhigung der Situation bei.

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