Teurer Tod
Mecklenburg-Vorpommern gibt jährlich über eine Million Euro für Sozialbestattungen aus
Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern entscheiden sich immer weniger Menschen für ein klassisches Begräbnis auf dem Friedhof. Zunehmend gefragt seien Bestattungen auf der Ostsee, in sogenannten Friedwäldern oder auch billigen Gemeinschaftsgrabanlagen, wie eine dpa-Umfrage bei Städten und Landkreisen ergab. Einige Städte wollen sogar ihre Friedhöfe verkleinern.
Ungebrochen ist der Bedarf an sogenannten Sozialbestattungen. Die jährlichen Leistungen der öffentlichen Hand für Bestattungen liegen landesweit konstant bei mehr als einer Million Euro. Im vorigen Jahr zahlten die Kommunen für Beerdigungen armer Menschen insgesamt 1,19 Millionen Euro, wie das Sozialministerium in Schwerin mitteilte. In den Jahren davor lag die Leistung ebenfalls bei jeweils mehr als 1,1 Millionen Euro. Der leichte Anstieg sei vor allem durch Preissteigerungen bei den Bestattungen begründet, hieß es.
Die Landkreise vermelden nahezu stabile Zahlen bei den Sozialbestattungen: Ludwigslust-Parchim zahlte 2011 die Bestattungskosten in 60 Fällen und in diesem Jahr bisher für 54 Verstorbene. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte als bundesweit größter Landkreis zahlte 2011 für 186 Sozialbestattungen und dieses Jahr bislang in 172 Fällen. Die Sozialämter springen ein, wenn Hinterbliebene nicht zahlen können und der Tote kein Vermögen hinterlässt.
Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs und des sinkenden Bedarfs planen einige Städte sogar eine Verkleinerung ihrer Friedhöfe. Schwerin und Wismar werden die Bestattungsflächen reduzieren, wie die Stadtverwaltungen mitteilten. Vor allem große Familien-Grabstätten würden immer weniger nachgefragt, hieß es in Wismar. Durch den Wegzug junger Familien blieben viele ältere Menschen im Nordosten zurück. »Oft wollen die Alten nach ihrem Tod den Kindern nicht mit einer klassischen Grabpflege zur Last fallen«, erklärte Sabine Schmidtke vom Presseamt der Stadt.
Bei steigenden Gebühren und Bestattungskosten gehe der Trend weg vom Friedhof hin zu Alternativen wie Seebestattungen oder Beerdigungen in Ruhewäldern, erklärte die Sprecherin. Auch gebe es deutlich mehr anonyme Urnenbeisetzungen. Eine Ursache für den Sparzwang am Grab sei der Wegfall des Sterbegeldes der gesetzlichen Krankenkassen 2004.
In Rostock sei tendenziell eine Verringerung der Bestattungsfläche auf den Friedhöfen zu verzeichnen, heißt es in der Hansestadt. Stark nachgefragt würden Beisetzungen auf Gemeinschaftsanlagen. Die Stadt wolle nun ihre Friedhöfe zu Parks mit integrierten Gräberflächen umstrukturieren.
Auf Neubrandenburger Friedhöfen soll das Angebot um neuartige Grabarten und Gemeinschaftsanlagen erweitert werden, teilte die Stadt mit. In Stralsund werde auf dem Zentralfriedhof künftig dank neuer Satzung auch die Baum-Bestattung möglich sein, hieß es. Dort sei zudem die Zahl kostengünstiger Seebestattungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.
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