Erfolgreiche Hamburger Betontaktik

HSV schiebt sich nach 1:0 gegen Mainz nach oben

  • Erik Eggers, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Ästheten des Fußballs waren nicht auf ihre Kosten gekommen. Aber das kümmerte Thorsten Fink nach dem 1:0-Heimsieg gegen den 1. FSV Mainz 05 herzlich wenig. Als der Schlusspfiff ertönte, hatte sich der Trainer des Hamburger SV mit Sportdirektor Frank Arnesen in den Armen gelegen, als hätte der HSV just seinen ersten Titel nach 25 Jahren eingefahren. »Im letzten Jahr hätten wir dieses Spiel verloren«, erklärte Fink hinterher den Jubel. »Letztes Jahr waren wir ja noch die Schießbude der Liga.«

Die Partie im Hamburger Volkspark hatte eigentlich als perfekte Zielscheibe für Berufszyniker gedient. Fehlpass reihte sich an Fehlpass beim HSV, der Spielaufbau ist weiterhin ein Steinbruch, und viele Profis, auch Star Rafael van der Vaart, spielten weit unter ihren Möglichkeiten. Irritierende Pointe war, dass die bis dahin schwächsten Spieler dann am Tor des Tages beteiligt waren - und dass Flankengeber Maxi Beister, bevor er Heung-Min Son den Ball (63. Minute) servierte, im Abseits gestanden hatte.

Entsprechend angefressen war der Mainzer Trainer Thomas Tuchel. Das Tor sei »aus dem Nichts« gekommen, ätzte er und kritisierte den jungen Schiedsrichter Daniel Siebert auch dafür, eine elfmeterreife Szene nicht gepfiffen zu haben. In der Tat hätte sich der ansonsten überzeugende Michael Mancienne nicht über einen Strafstoß beschweren dürfen, nachdem er den Mainzer Torjäger Adám Szalai in der 48. Minute umgerissen hatte. Andererseits sah auch Tuchel ein, dass sein Team die spielerische Überlegenheit nicht entschlossen genug genutzt hatte. Nach dem Führungstor musste Hamburgs Torwart René Adler nur noch zweimal eingreifen.

Fink hingegen feierte die Effektivität seiner Mannschaft. »Das ist sehr unangenehm für einen Gegner, wenn er weiß, dass wir nur wenige Chancen benötigen«, sagt der 45-Jährige. Dass der HSV kein Angriffsfeuerwerk ablieferte, war kein Zufall. Fink hatte nach dem Heimspieldesaster gegen Stuttgart, als die Schwaben zahlreiche Großchancen herausspielten, eine Abwehrmauer befohlen. »Wir haben uns defensiv weiterentwickelt und kaum Chancen hergegeben. Deswegen bin ich sehr zufrieden«, so Fink.

Mit dieser Betontaktik hat sich der Klub, der mit drei Niederlagen in die Saison gestartet war, in der Tabelle mit 17 Punkten fast unbemerkt nach oben geschoben. Trotz nur zwölf geschossener Tore, davon die Hälfte durch Son, liebäugeln die Fans schon wieder mit dem Europapokal.

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