Flughafenasyl nun »völlig absurd«

  • Lesedauer: 2 Min.

Schönefeld (epd). Angesichts der erneuten Verschiebung der Eröffnung des Großflughafens in Schönefeld hat der Flüchtlingsrat Brandenburg eine Aussetzung des dortigen Asylschnellverfahrens gefordert. »Jetzt ist es völlig absurd«, sagte Sprecherin Ivana Domazet gestern. Die Landesregierung investiere in Haft und Abschiebung wegen eines gar nicht existierenden Airports, während es bei der menschenwürdigen Unterbringung von Flüchtlingen landesweit an Geld und Konzepten mangele, ergänzte sie.

Das Land hatte im August vergangenen Jahres einen Neubau für das umstrittene Flughafenverfahren eröffnet. Flüchtlinge, die per Flugzeug ohne Papiere oder aus einem sicheren Herkunftsstaat einreisen, werden gleich im Transitbereich festgehalten, während ihr Asylanspruch im Schnellverfahren geklärt wird. Flüchtlingsorganisationen kritisieren diese Praxis, weil die Asylsuchenden dabei zusätzlich unter Druck gesetzt werden.

In den knapp fünf Monaten seit Eröffnung des neuen Gewahrsams in Schönefeld wurden dort nach Angaben des Innenministeriums gerade einmal fünf Fälle bearbeitet. Flüchtlingsratssprecherin Domazet zufolge waren darunter drei Syrer, die nach Prüfung ihrer Situation einreisen durften. Das Land Brandenburg zahlt nach eigenen Angaben notgedrungen mehr als 15 000 Euro monatlich an Miete und Nebenkosten. Innenministeriumssprecher Ingo Decker betonte am Dienstag noch einmal, dass Brandenburg das Verfahren nicht mehr für zeitgemäß halte und die betroffenen Menschen lieber ans normale Asylverfahren weiterleiten würde. Das Land sei aber zum Betrieb der Einrichtung verpflichtet, sagte er.

Brandenburg hatte gemeinsam mit Rheinland-Pfalz eine Bundesratsinitiative zur Abschaffung des Flughafenasylverfahrens gefordert. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal