Ay, Nicaragua, Nicaragüita

Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur e.V. stellt sich vor

  • Ariane Mann
  • Lesedauer: 3 Min.

Wie Solidarität heute nach vielen Jahren Partnerschaft aussieht und wie man dabei mitwirken kann, lässt sich in der Galerie Olga Benario in der Neuköllner Richardstraße erfahren. Hier stellt sich am Donnerstag bei einem Informationsabend die Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur vor. Dies geschieht im Rahmen der noch bis Mitte des Monats laufenden Ausstellung »Überlebenswelten 2.0«, für die das Informationsbüro Nicaragua e. V. verantwortlich zeichnet.

»Ach, Nicaragua, Nicaragüita, schönste Blume meiner Liebe... aber jetzt, wo du frei bist, liebe ich dich umso mehr«. Begeistert sang das Publikum das Lied von Carlos Mejia Godoy mit, als er Anfang der 80er Jahre sein Revolutionsepos im Ostteil der Stadt während des Festivals des Politischen Liedes aufführte. Gefeiert wurde da die siegreiche sandinistische Revolution.

Zur gleichen Zeit verfolgten viele Kreuzberger im Westteil Berlins die Entwicklung in Nicaragua mit Interesse und Sympathie. Sie gründeten 1984 den Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur e.V.

Auf beiden Seiten der damals noch geteilten Stadt und in beiden deutschen Staaten entstand eine große Solidaritätsbewegung mit dem lateinamerikanischen Land. Dabei ging es auch darum, das Volk materiell zu unterstützen. Container voller Hilfsgüter gelangten über den Ozean nach Mittelamerika. Oder man war als Brigadist selbst vor Ort und leistete praktische Soliarbeit.

Das 1978 in Wuppertal gegründete Informationsbüro schickte damals Brigaden, die beispielsweise beim Bau von Wohnhäusern halfen. Heute liegt der Schwerpunkt einer der ältesten Organisationen der Solibewegung mit Nicaragua eher in der Information über Lateinamerika insgesamt. Nach wie vor werden aber Basisinitiativen in Nicaragua gefördert.

»Wir gehen in Schulen, geben Publikationen heraus oder stellen Referenten«, meint Sonja Lüddecke, die seit zehn Jahren im Informationsbüro aktiv ist. Die Ausstellung des Vereins macht nun mit Menschen aus Nicaragua bekannt. Sie sprechen über ihr alltägliches Leben, darüber, wie sie ihre Arbeit organisieren, welche Träume und Hoffnungen sie haben und welche Sorgen und Ängste.

Schon 2006 gab es die erste Ausstellung dazu. Nach Jahren wurden dieselben Menschen noch einmal interviewt, auch vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen. Wie diese sich auf das Leben der Landfrauen oder der Arbeiterinnen in den Städten auswirken, wird im Gesprächsfilm und auf den Ausstellungstafeln anschaulich. Heute wie damals geht es um Überlebensstrategien. Und wenn Ana Rosa Salguera, 37, sagt: »Ich arbeite, um zu überleben, nicht um gut zu leben«, gilt das nicht nur für sie und ihre Familie.

Im Rahmen dieser Ausstellung wird sich am 7. Februar, 19.30 Uhr, in der Galerie die Städtepartnerschaft Kreuzberg-San Rafael del Sur e.V.vorstellen. Partnerschaft bedeutet für den Verein vor allem, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Sprache und Lebensbedingungen voneinander lernen, sich akzeptieren und gegenseitig unterstützen.

Das Informationsbüro hofft, dass die zehn Ausstellungstafeln »weit herum kommen«. Zusammen mit dem Film und weiterem Material können sie ausgeliehen werden. Sie passen in Klassenzimmer ebenso wie in Rathäuser oder Vereinsräume und bieten Anlass zu vielfältigen Diskussionen.

Zum Abschluss der Ausstellung am 14. Februar, 19 Uhr, geht es um den Drogenhandel in Nicaragua. Über »das leider sehr aktuelle Thema« wird Jochen Schneider vom Informationsbüro Nicaragua sprechen.

Ausstellung bis 14.2., Galerie Olga Benario, Richardstraße 104, 12043 Neukölln, Tel.: 68 05 93 87/626 16 51. Geöffnet zu den Veranstaltungen und auf Anfrage. Informationen zu Informationsbüro und Ausstellung unter www.informationsbuero-nicaragua.org

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