Goodbye Schavan, hello Wanka

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach dem Beschluss der Uni Düsseldorf, Annette Schavan den Doktortitel abzuerkennen, ist sie als Bildungsministerin zurückgetreten. Im Allgemeinen wurde dieser Schritt medial positiv aufgenommen. Nicht wenige kritisierten den Beschluss der Düsseldorfer Uni. Auf www.süddeutsche.de schilderten die dem Fakultätsrat beiwohnenden Studierendenvertreter Jan Scheddler und Timo Steppat ihren Eindruck. Über »Flüchtigkeitsfehler« hätte Steppat »hinweggesehen«, denn er habe »nichts gegen Frau Schavan, doch die Beweise seien erdrückend«. Für Scheddler war »nach Durchsicht der Dokumente die Entscheidung relativ klar.«

R+ID(ealist) betont daraufhin: »Im Fall Schavan geht es um das Nichteinhalten der Standards wissenschaftlichen Arbeitens! Der Doktortitel ist zuallererst der Nachweis, dass der Kandidat oder die Kandidatin zum wissenschaftlichen Arbeiten fähig ist. Dazu gehört nicht nur Intelligenz und Experiment, sondern eben auch das sauber und klar zu dokumentieren und Neues von Altem abzugrenzen. Genau Letzteres konnte Schavan nicht. Da verstieß sie (so das Urteil der Uni) wissentlich gegen die Standards. Somit hat sie den Nachweis der Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten nicht erbracht und der Doktortitel ist ihr zu entziehen. Der ganze Quatsch mit Verjährung und bagatellisierender Vergleiche mit Straftaten geht vollkommen am Gegenstand vorbei. Der Doktorgrad ist eine Zulassung, ein Qualitätslabel. Als solcher ist er jederzeit zu entziehen, wenn die Zulassungsvoraussetzungen nicht mehr erfüllt sind (oder nie erfüllt waren).«

Laut wikipedia geht das Wort »Plagiat« auf den den Dichter »Marcus Valerius Martialis, kurz Martial (40 bis 102/104 n. Chr.)« zurück, der ohne Urheberrechte »vom Vortrag seiner Verse lebte«. Dennoch »warf er dem Dichter Fidentinus vor, seine Gedichte fälschlich als die eigenen vorzutragen.« Weiter verglich Martial »in seinem Epigramm seine Bücher mit freigelassenen Sklaven und beschimpfte Fidentinus als plagiarius (wörtlich: Menschenräuber, Sklavenhändler, Epigramme 1, 52).«

Auf Schavan folgt Johanna Wanka, ehemalige Wissenschaftsministerin von Niedersachsen. Sie begleiten von vorn herein kritische Töne. Der Vorsitzende der GEW, Ulrich Thöne, fordert auf www.gew.de ), dass Wanka ihre »bisherigen Ansichten zu Studiengebühren korrigiert.« Notwendig sei »der Ausbau frühkindlicher Bildung«, die Ausweitung eines »schulischen Ganztagsangebots, der Schulsozialarbeit, von Studienkapazitäten an Hochschulen und die Gestaltung des Übergangs zu einem inklusiven Bildungssystem.« Dies könnten »Länder und Kommunen angesichts der Schuldenbremse nicht alleine stemmen.«

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