Grüne Welle für roten Rafael

Ecuadors Präsident Correa geht deutlich gestärkt in die zweite Amtszeit

  • Harald Neuber
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit knapp 57 Prozent der Stimmen wurde der linksgerichtete Ökonom Rafael Correa am Sonntag für eine zweite Amtszeit als Präsident Ecuadors bestätigt.

Der 49-jährige Amtsinhaber vereinte nach dem vorläufigen Endergebnis der Wahlbehörde CNE rund fünf Prozentpunkte mehr auf sich als bei den Wahlen im Jahr 2009. Tausende Anhänger feierten das Ergebnis in einem Meer grüner Fahnen des Correa-Bündnisses Alianza País in der Hauptstadt Quito. »Dank Gott und dem ecuadorianischen Volk schreiben wir in dieser Nacht Geschichte«, rief Correa seinen Anhängern zu.

Das Ergebnis ist auch ohne das übliche lateinamerikanische Pathos beachtlich. Der Staatschef hat sich seit 2007 in sieben unterschiedlichen Abstimmungen behauptet. Während er seinen Vorsprung stetig ausbaute, driftete die Opposition aller Lager immer wieder in die Krise. Der Bankier Guillermo Lasso als stärkster Gegenkandidat kam gerade einmal auf 23,6 Prozent. Der 2005 gestürzte Autokrat Lucio Gutiérrez hatte beim Wahlgang 2009 noch knapp 30 Prozent der Stimmen einfahren können. Jetzt erhielt er ganze 6,2 Prozent. Den linken Oppositionellen Alberto Acosta traf es noch schlimmer. Der ehemalige Mitstreiter Correas versank mit lediglich 2,9 Prozent der Stimmen in der parteipolitischen Bedeutungslosigkeit.

Der Amtsinhaber wird weiter seinen kapitalismuskritischen Kurs steuern können. Zuletzt hatte Correa die Banken des Landes unter Kontrolle gebracht und die Handelskontakte aufgefächert. Vor allem die Wirtschaftsbeziehungen zu China wurden ausgebaut. Dutzende Erdölverträge wurden seit 2007 neu verhandelt, 60 Milliarden US-Dollar in soziale Projekte und Infrastrukturmaßnahmen investiert. Doch die größte Aufgabe steht noch bevor: die Lösung vom US-Dollar und von der Erdölökonomie.

Politisch hat die linkssozialdemokratische Alianza País nun die Möglichkeit, die Demokratisierung der in Ecuador als Bürgerrevolution bezeichneten Reformen voranzutreiben. Der Machttransfer von den bürgerlich-parlamentarischen Strukturen an die Basis ist in Ecuador bisher weniger ausgeprägt als in Bolivien und vor allem in Venezuela. Der deutliche Sieg verschafft der Führung nun mehr Handlungsspielraum. Nach dem vorläufigen Ergebnis hat die Regierungspartei in der Nationalversammlung eine absolute Mehrheit errungen.

Schließlich wird Correas Sieg die staatliche Integration Lateinamerikas und der Karibik stärken. Man werde nun das »kleine Vaterland« Ecuador und das »große Vaterland« Amerika aufbauen, sagte Correa, der seinen Erfolg dem erkrankten Kollegen Hugo Chávez widmete - wenige Stunden vor dessen Rückkehr nach Venezuela.

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