Arbeitslosengeld garantiert oft kein Auskommen mehr
Wegen wachsendem Niedriglohnsektor: Viele Erwerbslose müssen ergänzend Hartz IV beziehen
Berlin (nd). Immer mehr Menschen verdienen so wenig, dass sie im Falle eines Jobverlustes neben dem Arbeitslosengeld I zusätzlich Hartz IV beziehen müssen. Das berichtet die „Saarbrücker Zeitung“ unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Danach gab es im Oktober 2012 bundesweit mehr als 83.000 so genannte Parallelbezieher von Arbeitslosengeld I und Hartz IV. Das war etwa jeder zehnte Arbeitslosengeld-Empfänger. Ein Jahr zuvor, im Oktober 2011, waren 73.178 Menschen sowohl auf Arbeitslosengeld als auch auf Hartz IV angewiesen. Im Jahresvergleich ist ihre Zahl damit um fast 14 Prozent gestiegen.
Nach Ansicht der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, zeigen sich in den Zahlen die Folgen des Wachstums im Niedriglohnsektor und der Teilzeitbeschäftigung. „Das Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung, für die man oft viele Jahre eingezahlt hat, ist für immer mehr Arbeitslose keine Garantie mehr, um damit im Bedarfsfall über die Runden zu kommen“, so die Linken-Politikerin.
Nach Angaben der Nürnberger Bundesagentur lag der komplette Hartz-IV-Bedarf, also inklusive Miete und Heizung, für einen Alleinstehenden ohne Kind im August des Vorjahres bei durchschnittlich 668 Euro. Um auf einen Arbeitslosengeldanspruch in gleicher Höhe zu kommen, musste ein Single nach Berechnungen der Linkspartei einen monatlichen Bruttoverdienst von etwa 1600 Euro gehabt haben. Wer weniger verdiente, war demnach bei Arbeitslosigkeit auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen.
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