Kein Interesse: Russland beendet Zypern-Verhandlungen

Parlament in Nikosia entscheidet über »Plan B« / Sorgen vor Absturz vom »Seiltanz«

  • Lesedauer: 2 Min.

Moskau (dpa/nd). Russland hat die eigenen Verhandlungen über neue Finanzhilfen für Zypern für gescheitert erklärt. Es gebe kein Interesse an den Vorschlägen des zyprischen Finanzministers Michalis Sarris. Das sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow nach mehrtägigen Gesprächen in Moskau am Freitag der Agentur Interfax.

Sarris war am Dienstag nach Moskau gereist und hatte dort ab Mittwoch Gespräche unter anderem mit seinem russischen Kollegen Anton Siluanow und mit Vize-Regierungschef Igor Schuwalow geführt. Am Dienstagabend hatte das zyprische Parlament die mit der Eurozone ausgehandelten Finanzhilfen für das Land abgelehnt. Daraufhin hatte Zypern auf finanzielle Hilfe aus Russland gehofft. In Zypern lagern große Vermögen russischer Investoren, weshalb viele Beobachter einen Rettungsbeitrag des Landes erwarteten.

Am Donnerstag hatte Sarris im zyprischen Fernsehen gesagt, dass er sich nicht um neue Kredite in Moskau bemühen werde, da dies erneut ein Schuldenproblem bedeute. „Wir müssen also Investitionsmöglichkeiten finden“, sagte er. Zu diesem Zeitpunkt hatte er zudem noch erklärt, so lange „wie nötig“ in Russland bleiben zu wollen.

Das Parlament Zyperns entscheidet heute über den „Plan B“ zur Rettung der Banken und des Inselstaates vor der Pleite. Die Sitzung sollte am Morgen beginnen. Die zunächst für Donnerstagabend erwartete Abstimmung über den Plan und Schritte zur Sanierung der Banken war auf diesen Freitagmorgen verschoben worden.

Die gesamte zyprische Presse zeigte sich am Freitag voller Sorgen bis zur hellen Angst vor dem, was auf die Menschen zukommen könnte. „Politis“ rief die Politiker der Insel auf: „Reißt Euch endlich zusammen.“ Das Land gehe „Bankrott und die (Politiker) spielen“, hieß es. „Zyperns Seiltanz“, titelte die konservative „Alitheia“. Es gebe jedoch noch Hoffnung. Der (sichtbare) Bankrott und die Folgen für den Rest der Eurozone bringe Nikosia und Brüssel näher, meinte die konservative Zeitung „Simerini“.

Um einen massenhaften Kapitalexport ins Ausland zu verhindern, soll nach den neuen Plänen vorübergehend der Zahlungsverkehr eingeschränkt werden. Die zyprischen Banken sind seit sieben Tagen geschlossen und sollen erst am kommenden Dienstag wieder öffnen. Zudem soll die angeschlagene Popular Bank Zyperns (Laiki Bank) in eine „gesunde“ und eine „Bad-Bank“ aufgespalten werden.

Das Parlament soll zudem die Bildung eines Fonds billigen, mit dem der Inselstaat 5,8 Milliarden Euro zusammenbringen will. Diese Eigenleistung ist Vorbedingung für einen Beitrag der EU in Höhe von zehn Milliarden Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ab dem 25. März kein Geld mehr für die zyprischen Banken bereitstellen, falls es bis dahin kein Sanierungskonzept gibt.

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