Tod im Dschungel

Französischer Reality-Show droht das Aus

  • Ansgar Haase, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Was in Deutschland »Dschungelcamp« heißt, ist in Frankreich »Koh-Lanta«. Nun steht die Show vor dem Aus. Ende März starb ein Kandidat, jetzt brachte sich der Teamarzt um.

»Koh-Lanta« - der Name stand in Frankreich für Traumstrände, sattgrünen Dschungel und eine der erfolgreichsten Reality-Shows. Nun droht der Sendung das Aus. Bei den Dreharbeiten zur 16. Staffel kam vor anderthalb Wochen unter mysteriösen Umständen ein Kandidat um. Dann beging auch noch der Teamarzt Selbstmord. Gegen ihn waren anonym schwere Vorwürfe erhoben worden.

Was genau zur der Unglücksserie führte, ist unklar. Nach Angaben von Mitkandidaten brach der 25-jährige Gérald Babin am ersten Drehtag auf der kambodschanischen Insel Koh Rong bei einem Tauziehspiel zusammen. Wenig später teilten die Verantwortlichen mit, er sei einem Herzstillstand erlegen. Gérald habe während des Wettkampfes Anzeichen von Krämpfen gezeigt, berichtete ein Mitspieler der Tageszeitung »Le Parisien«. Er habe an einen Hitzeschlag geglaubt und sich keine Sorgen gemacht.

Hat allzu große Lässigkeit den jungen Mann das Leben gekostet? Die Frage beschäftigte viele französische Boulevardmedien. Sie zitierten anonym Zeugen, die dem Produktionsteam und Teammediziner Thierry Costa vorwarfen, viel zu langsam eingeschritten zu sein. Sogar von Anweisungen, dem Mann erst einmal nicht zu helfen, war die Rede. Die Produktionsfirma wies die Vorwürfe kategorisch zurück und verwies auf laufende Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft. Das Filmmaterial werde zeigen, dass alle Sicherheitsregeln eingehalten wurden, heißt es.

Der Teamarzt hielt es offenbar aber nicht für möglich, seinen Ruf wieder herzustellen. »Mein Name ist in den Medien in den Dreck gezogen worden«, schrieb der 38-Jährige, bevor er am Montag Selbstmord beging. Er sei sicher, dass er sich nichts vorzuwerfen habe, wolle aber mit der zerstörten Reputation nicht leben.

Für TF1 und die zuständige TV-Produktionsfirma sind die Ereignisse ein Super-GAU. Für den größten französischen Privatsender ist die in Tropenparadiesen aufgezeichnete Abenteuershow seit Jahren ein sicherer Quotenbringer. Rund 7,4 Millionen Menschen sehen im Schnitt zu, wie gut aussehende Menschen an einsamen Orten Robinson-Crusoe-Talente zeigen müssen und dabei um ein Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro kämpfen. Ob TF1 je eine neue »Koh-Lanta«-Staffel drehen wird, gilt als unklar. Zuerst einmal sollen die Ermittlungen beendet werden.

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