Luxemburg will Bankgeheimnis lockern

Mindestens 100 000 Deutsche profitieren von Steueroasen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin/München (dpa/nd). Nach den Enthüllungen über Steueroasen zeichnen sich erste Konsequenzen ab: Luxemburg zeigte sich am Wochenende bereit, sein Bankgeheimnis zu lockern. »Wir wollen eine verstärkte Zusammenarbeit mit den ausländischen Steuerbehörden«, sagte Finanzminister Luc Frieden der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. »Der internationale Trend geht zu einem automatischen Informationsaustausch. Den lehnen wir, anders als früher, nicht mehr strikt ab.« Bei diesem Austausch werden Zinserträge von Ausländern automatisch an die Finanzbehörden des Heimatlandes gemeldet. Damit könnten auch deutsche Steuerflüchtlinge in Bedrängnis geraten, die in dem kleinen EU-Land ihr Geld verstecken.

Aufgekommen war die Debatte über Steueroasen, nachdem in der vergangenen Woche Medien aus 46 Ländern zeitgleich vertrauliche Daten aus weltweit zehn Steuerparadiesen veröffentlicht hatten. Aufgelistet werden darin 130 000 mutmaßliche Steuerflüchtlinge aus mehr als 170 Ländern, die ihr Geld vor dem Fiskus versteckt haben sollen.

Die Zahl der Nutzer internationaler Steueroasen aus Deutschland ist nach einem »Focus«-Bericht höher als bisher bekannt. Mindestens 100 000 Personen seien hierzulande vom aktuellen Steueroasen-Leck betroffen, so das Magazin - darunter deutsche Rentner und Millionäre, aber auch russische und arabische Geschäftsleute, die in Deutschland lebten oder Firmen betrieben. »Focus« beruft sich auf neue Daten, die ihm zugespielt worden seien.

Die Bundesregierung dringt unterdessen weiter auf Herausgabe von Geheimdokumenten über Steueroasen. »Steuerhinterziehung muss konsequent verfolgt werden. Entscheidend ist deshalb, dass diese Daten jetzt auch den zuständigen Finanzbehörden der Länder zur Verfügung gestellt werden«, sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) den »Ruhr Nachrichten«.

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