»Alternative« in Umfrage bei drei Prozent

Emnid sieht Chance auf Bundestagseinzug / Linken-Geschäftsführer Höhn: Kurs der AfD »nationale Enge und soziale Kälte«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin (nd). Die als eurokritisch bezeichnete Partei Alternative für Deutschland (AfD) kommt in einer aktuellen Umfrage auf drei Prozent. Das hat das Institut INSA für die »Bild«-Zeitung ermittelt, die AfD liegt damit auf dem Niveau der Piratenpartei. Befragt worden waren über 2000 Wahlberechtigte an den Tagen rund um den Termin des Gründungsparteitags der Alternative.

Die Partei fordert unter anderem die Abschaffung des Euro. Für den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, den CDU-Politiker Ruprecht Polenz, bleibt die AfD jedoch »bisher jede Antwort schuldig, wie sie ihr zentrales Ziel, eine sogenannte geordnete Abschaffung des Euro, erreichen will und welche Folgen das hätte: für die Währung, für die Wirtschaft, für die Arbeitsplätze, für Deutschland und für Europa«. Der »Mitteldeutschen Zeitung« sagte Polenz, »in jedem einzelnen dieser Punkte wären die Folgen negativ und fatal«.

Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, warnte davor, das Kernprogramm der AfD auf die Abschaffung des Euro zu reduzieren. Dazu gehörten auch »dramatische Konsequenzen für den Sozialstaat« in Europa. Der Kurs der Alternative basiere auf zwei Prämissen, so Höhn: »nationale Enge und soziale Kälte«. Die Linkspartei werde ihre politische Gegnerschaft zur AfD deutlich machen. Es dürfe auch nicht vergessen werden, wer bei der Alternative den Ton angebe: gut bezahlte Professoren, Rechtspopulisten und Rechtsaußen, so Höhn. Er sei auch auf die Spenderliste der neuen Partei gespannt.

Der Mitinitiator der AfD, Joachim Starbatty, sieht den Sturz von Kanzlerin Angela Merkel als realistisches Ziel seiner Partei. »Wenn wir in den Bundestag kommen - und die Chancen dafür sind sehr groß -, dann ist Angela Merkel Geschichte«, sagte Starbatty der Nachrichtenagentur dpa. Die AfD werde im Wahlkampf nicht zuletzt den Regierungsparteien CDU/CSU und FDP Stimmen abjagen, so dass die schwarz-gelbe Koalition keine Mehrheit mehr habe. »Dann wird Angela Merkel nicht mehr die Galionsfigur sein, und dann wird die CDU ihren Kurs überdenken«, sagte der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler.

Derweil geht der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner vom Institut TNS-Emnid davon aus, dass die AfD gute Chancen für einen Einzug in den Bundestag hat. »Mehr potenzielle Wähler kommen aus dem Lager der Nicht-Wähler als aus der Gruppe enttäuschter CDU-Anhänger«, wird Schöppner von der »Neuen Westfälischen« zitiert.

Etwa zwei bis drei Prozent der Wahlberechtigten suchten sich für ihre Wahl eine Partei aus, mit der sie ihren Protest artikulieren könnten. Das sei in der Regel die Partei, die am schnellsten aufsteige und möglichst eine Contra-Position beziehe, so Schöppner. »Hauptsache sie können einer etablierten Partei richtig weh tun. Zuletzt wählten sie die Piraten. Davor vielleicht die Linke und davor vielleicht Ultrarechte wie NPD oder DVU.«

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