Fußgänger leben gefährlich

Steffen Schmidt über die Gefahren des Straßenverkehrs

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt ja Menschen, die fürchten sich vor dem Fliegen. Das allerdings ist - sieht man mal von der Klimawirkung und dem Lärm ab - eine ausgesprochen sichere Fortbewegungsweise. Viel gefährlicher ist eine Schiffsreise und der Weg zu Fuß. Jedenfalls wenn man dabei am Straßenverkehr teilnehmen muss. Denn laut einem neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO sind rund ein Viertel der Toten im Straßenverkehr weltweit Fußgänger, in Deutschland immerhin noch 15 Prozent. Im Bericht der WHO wird hervorgehoben, dass das Risiko für Fußgänger, im Straßenverkehr getötet oder verletzt zu werden und eine lebenslange körperliche Behinderung davonzutragen, in den letzten Jahrzehnten trotz der Abnahme der absoluten Zahlen angestiegen ist. Grund dafür ist nach Ansicht der WHO die autofixierte Verkehrspolitik. Die Verantwortlichen in Politik und Planung ignorierten vielfach die Bedürfnisse der Fußgänger.

Was deutsche Verkehrspolitiker wohl am meisten an dem WHO-Bericht irritieren dürfte, ist deren Ratschlag, »die Geschwindigkeit der Fahrzeuge einzuschränken«. Die Forderung, generell »Tempo 30« in Städten einzuführen, wird ja von Umweltorganistionen seit langem vergeblich erhoben. Politiker reden sich unter dem Einfluss der Autolobby meist damit heraus, dass solche flächendeckende Tempolimits nichts bringen und von Autofahrern als störende Schikane ohnehin nicht befolgt würden. Natürlich sind Vorschriften nur so gut wie ihre Begründungen und vor allem ihre Durchsetzung durch die zuständigen Behörden.

An Begründungen fehlt es wohl nun nicht mehr. Zumal die WHO eine alte Forderung des Fachverbands Fußverkehr Deutschland Fuss e.V., unterstützt, die Zahl der sicheren Fußgängerüberwege zu erhöhen. Der Verband schlägt Städten und Gemeinden die Erarbeitung einer Strategie zur Förderung und Sicherung des Fußverkehrs vor, so wie sie in Berlin 2011 beschlossen wurde. Dabei sollten sich Autofahrer hin und wieder erinnern, dass auch sie zwischendurch Fußgänger sind.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.