Endlich: Wandel durch Annäherung
Lübecker Modell? Die »Die«-Parteien »Die Partei« und »Die Linke« machen auf Die und Die
Nachdem revisionistisch-reformistische Kreise jahrelang nichts unversucht ließen, die Linkspartei über allerlei rote Haltelinien – und damit nirgend anderswohin als in den Abgrund – zu führen, scheinen sich die friedliebenden und konsequenten Kräfte in der Partei nun endlich und noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl durchgesetzt zu haben. Statt weiterhin die imperialistisch-kapitalistischen Scheinparteien SPD und Grüne anzuschmachten, nimmt die Linke jetzt Kurs auf neue Koalitionspartner und läutet damit eine Kehrtwende ihrer bisherigen, verantwortungslosen Bündnispolitik ein.
Möglich macht dies die bisher in der traditionsreichen Geschichte der Arbeiterbewegung nicht nennenswert gewesene Stadt Lübeck. Nachdem dort die Partei »Die Partei« bei den jüngsten Kommunalwahlen ins Rathaus einzog und die Partei »Die Linke« bei eben jenem Urnengang gerade noch so im Rathaus drinblieb, näherten sich Spitzenpolitiker beider Organisationen in den vergangenen Tagen im Interesse der werktätigen Bevölkerung Zug um Zug an. Nach, dem Vernehmen nach langwierigen, »Vier-plus-eins«-Konsultationen in Berlin wurde sogar mit der Werbung für eine Fraktionsgemeinschaft im Lübecker Rathaus begonnen.
Zwar scheinen in der Partei »Die Partei« noch ebenso unbegründete wie nur durch die Propaganda der bürgerlichen Medien zu erklärende Vorbehalte gegenüber der Partei »Die Linke« zu wirken. Jedenfalls will der Parteivorsitzende der Partei »Die Partei« noch nicht vorbehaltlos Partei ergreifen für ein Bündnis mit der Partei »Die Linke« - der Parteipolitiker Martin Sonnenborn äußerte stattdessen die Empfehlung, eine Ein-Mann-Minderheitenregierung zu bilden. Doch auch bei der Partei »Die Partei« setzt sich offenbar die revolutionäre Erkenntnis durch, dass es Alternativen gibt: »Wenn das nicht geht, eine Koalition mit der Linken«, so Sonneborn, der auch noch lernen wird, dass die korrekte Bezeichnung der Partei "Die Linke" die Partei "Die Linke" lautet.
Spitzenkräfte eben dieser Partei »Die Linke« äußerten große Zufriedenheit über Sonneborns Beweis der Akzeptanz ihrer Partei, mit dem die Partei »Die Partei« die gesellschaftliche Bedeutung der Partei »Die Linke« erstmals auch offiziell würdigt. Bisher dem Lager des Wankelmuts und der Rot-Grün-Schwäche zugeordnete Politiker der Partei "Die Linke" wie der Berliner Landesvorsitzende Klaus Lederer verwiesen auf die Gemeinsamkeiten und Schnittmengen zwischen der Partei »Die Partei« und der Partei »Die Linke« - beide hätten »immerhin einen Artikel gemeinsam«, was »eine gute Voraussetzung für mutige Politik nach der Machtübernahme in Lübeck« sei.
Das Parteivorstandsmitglied der Partei »Die Linke«, Halina Wawzyniak, sprach von einer »hysterischen Chance«; ihr Parteikollege von der Partei »Die Linke«, Dominic Heilig, der wie Parteifreundin Wawzyniak Ehrenparteimitglied der Partei »Die Partei« ist, hoffte auf den »Beginn einer wundervollen Freundschaft«. Weitere Parteimitglieder äußerten sich ebenfalls optimistisch über den neuen Kurs der Partei »Die Linke« gegenüber der Partei »Die Partei«. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu vernehmen, das Lübecker Modell könne die komplette Parteienlandschaft verändern. Dem wollte der Bundesschatzmeister der Partei »Die Linke«, der Parteipolitiker Raju Sharma, zumindest nicht widersprechen: »Wat mutt, dat mutt.«
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