Großstädte mit Gehirn

Asien-Pazifik-Wochen in Berlin thematisieren Probleme der zunehmenden Urbanisierung

  • Werner Birnstiel
  • Lesedauer: 2 Min.
Um intelligente Stadtentwicklung geht es noch bis zum 14. Juni innerhalb der alle zwei Jahre stattfindenden Asien-Pazifik-Wochen (APW) in Berlin. Die diesjährige neunte Auflage der Veranstaltung trägt den Titel »Smart Cities«.

Wie die zunehmende Urbanisierung als weltweites Phänomen in den Ländern Asiens beherrschbar bleiben kann, war eine der zentralen Fragen, um die es im Auswärtigen Amt in Berlin dieser Tage ging. Auf der von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Anwesenheit des Vizepräsidenten der Philippinen, J.C. Binay, und des Außenministers Thailands, S.Tovichakchaikul, im Auswärtigen Amt vor sechs Tagen eröffneten diesjährigen Asien-Pazifik-Woche ging es um diese existenzielle Herausforderung. Mit über vier Milliarden Bewohnern leben in Asien inzwischen über 60 Prozent der Weltbevölkerung. Und für 2050 wird prognostiziert, dass davon dann zwei Drittel, - wahrscheinlich über sechs Milliarden Menschen - in Städten angesiedelt sind, überwiegend in den Großstädten Asiens. Diese zunehmende Urbanisierung bei gleichzeitiger Verknappung von Ressourcen zwingt zum Umdenken in der Stadtplanung und erfordert neue »intelligente Strukturen«. Diese müssen die Lebensqualität der Bewohner erhalten beziehungsweise verbessern und zugleich die Wirtschaftlichkeit der Städte gewährleisten.

Über Probleme in den Bereichen Wasser- und Energieversorgung, Mobilität und Verkehr, Sicherheit, Kommunikationsstrukturen, nachhaltige Stadtentwicklung und Klimaschutz debattierten die APW-Teilnehmer auf Foren, Arbeitstreffen, Kontaktbörsen und Expertentouren mit Vertretern aus Thailand, den Philippinen, Indonesien, Malaysia, Singapur, Japan, Indien und China. Hier gibt es zurzeit 126 Millionenstädte. Herausragend an den APW ist mittlerweile, dass hier die politischen und ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen eng miteinander in Beziehung gesetzt werden. Als politische Handlungsgrundlage wird dabei vorausgesetzt, den Wandel der sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländer Asiens zu »Gestaltungsmächten« zu akzeptieren und die Kooperation mit ihnen auf Augenhöhe zu organisieren. Dementsprechend geht es für die deutsche Seite nun darum, neue Absatzmärkte zu erschließen und zugleich neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Ein chinesischer Teilnehmer schätzte ein, dass es in »Deutschland beachtliche Überkapazitäten an Umwelttechnik und -technologien sowie Forschungs- und Entwicklungsressourcen« gebe. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass die Finanzierung der Auslandsprojekte eines langen Atems bedarf. Trotz der Förderung aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und der Bundesländer müssen kleine und mittlere Unternehmen gut überlegen, welche Projekte sie angehen können. Ebenso ist sehr sorgfältig zu prüfen, welche Konditionen ihnen im Zielland angeboten werden. Deutlich wurde bei diesen 9. APW aber, dass sich aus der »intelligenten Stadtentwicklung« ein noch unabsehbar großes, Arbeitsplätze schaffendes Potenzial für die deutsche Wirtschaft ergibt, das über die traditionellen Zweige wie Maschinenbau, chemische Industrie, Automobilbau und Elektrotechnik hinausreichen dürfte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal