Fließgeschwindigkeit gleich Null

Experten stellen Konzepte für die Renaturierung der Wuhle vor

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 3 Min.

Jetzt wird es langsam ernst an der Wuhle. Noch in diesem Jahr beginnen Vorarbeiten für eine nachhaltige Gewässerunterhaltung, wurde auf einer Informationsveranstaltung im Ardenne-Saal des Innovationsparkes Wuhlheide mitgeteilt. Uwe Koenzen vom Planungsbüro Koenzen, Spezialist für Wasserentwicklung, machte deutlich, dass es um eine Gesamtlösung für das Gewässersystem Wuhle gehe. Die konzeptionelle Planung dafür erfasse den gesamten rund 17 Kilometer langen Gewässerverlauf von der Quelle bei Ahrensfelde im Land Brandenburg bis zur Mündung in die Spree in Treptow-Köpenick sowie wichtige Nebengewässer, wie die Neue Wuhle, den Hellersdorfer Graben und den Biesdorf-Marzahner-Grenzgraben. Dies sei eine gesetzliche Aufgabe, die sich aus der Wasserahmenrichtlinie der Europäischen Union von 2000 ergebe. Die Frage, warum Gewässer und nicht Schuldächer stelle sich daher nicht.

In der EU-Richtlinie heißt es: »Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.« Diesem Ziel fühlt sich die Arge Wasser, ein Zusammenschluss von drei auf Wasser- und Umwelttechnik spezialisierten Firmen, verpflichtet, zu dem neben dem Büro Koenzen auch die ProAqua Ingenieur-Gesellschaft und die Ingenieur-Gesellschaft Dr. Nacken gehören. Joachim Steinrücke von ProAqua erläuterte auf der Veranstaltung im Innovationspark, wie die Spezialisten insgesamt 26 Gewässerabschnitte an der Wuhle und deren Nebenwässer akribisch untersucht und Lösungsvorschläge erarbeitet haben.

Besonders problematisch sei die Situation im Mündungsgebiet der Wuhle, wo das Flüsschen fast still steht. Als Ursachen wurden der Rückstau durch die Spree ebenso ausgemacht wie die Tatsache, dass es hier praktisch kein Gefälle der Wuhle gebe. Nach Meinung der Experten helfe da nur eine Verengung des Flusslaufes, zum Beispiel durch Bermen. Einer Anhebung des Flussbettes wurde als technisch zu aufwendig und zu kostenintensiv eine Absage erteilt. Viel kann nach Meinung der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt beauftragten Ingenieurbüros schon am Oberlauf, aber vor allem im Mittelteil der Wuhle getan werden. Hier gelte es Fehlentwicklungen der letzten 50 Jahre (Flußbegradigungen, Stauregulierungen, Bebauung von Auenlandschaften, Einleitung von Schadstoffen, z.B. durch das inzwischen geschlossene Klärwerk Falkenberg) zu korrigieren. Gedacht ist unter anderem an eine Flussbettverlegung um den Wuhleteich herum, um so Platz für eine neue Auenlandschaft zu schaffen, oder an den Rückbau nicht mehr genutzter Anlagen am Wuhlesee. Der Maßnahmenplan für die Wuhle steht unter dem Motto »Potenziale nutzen«.

Der Zeitplan sieht den Beginn von umfangreichen Bau- bzw. Rückbaumaßnahmen ab 2017 vor, und spätesten zehn Jahre später soll sich die Wuhle dann wieder mit Prädikaten wie »guter ökologischer Zustand« oder »gutes ökologisches Potential« schmücken können.

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