Alte Reifen und ein Hochhaus für Vögel

16 Künstlerinnen zeigen im Park von Schloss Dahlwitz die Ausstellung »Verlandet«

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 3 Min.

Verwunschen wirken das Schloss Dahlwitz und sein Park. Dieses von sanften Hügeln durchzogene und vom Lauf der Erpe begrenzte Areal wird gegenwärtig wachgeküsst. Die aus Künstlerinnen bestehende Initiative »Endmoräne« veranstaltet hier die Ausstellung »Verlandet«. Angelockt von den Installationen und Objekten der 16 Künstlerinnen tummeln sich jedenfalls mehr Besucher als gewohnt in der Grünanlage.

Gisela Genthner bietet eine Kombination aus Bänken und Schaukel zum Verweilen an. Masko Iso hat eine Tatami-Matte ausgebreitet und mit etwas Reisig umgeben, was wie eine geheimnisvolle Markierung wirkt. Gunhild Kreuzer lädt gar zu einem imaginären Ausflug auf einem ganz realen Schlauchboot ein.

Mitten auf einen Weg stellte Patricia Pisani eine Schleuse aus einem Metallgestell und davon herunterhängenden rot-weißen Absperrbändern. Die würfelförmige Konstruktion aus Metallgestänge stellt sich schnell als Standardform heraus. Die meisten Künstlerinnen operieren damit. Dorothea Neumann verwandelt das karge Gestänge mit silbern gefärbten Ästen zu einem »Traumhaus im Grünen«. Annette Munks Vogelkastenhochhaus »Wochenend und Sonnenschein« zitiert zumindest die Form.

»Wir haben die Würfelkonstruktion in Bezug auf das Baugerüst, das das Schloss umgibt, entwickelt«, erklärt Künstlerin Monika Funke-Stern. Ursprünglich wollten die Frauen das Schloss bespielen. Aber die Bauarbeiten an diesem im toskanischen Landhausstil errichteten Gebäude wurden nicht rechtzeitig fertig. So wechselten die Künstlerinnen von den vertrauten Innenräumen in die offene Landschaft. Erst habe das für Irritationen gesorgt, aber inzwischen wüssten ihre Kolleginnen gar nicht mehr, wozu sie noch Wände bräuchten, erzählt Funke-Stern. Zum Aufhängen von Kunst jedenfalls nicht.

Der Park sorgte für einen Schub neuer Ideen. Am stärksten haben sich Anja-Christina Carstensen mit einem »Erdmosaik« genannten Beet, Monika Funke-Stern mit ihren malerisch in einer sumpfigen Ecke angeordneten Pilzen aus Regenschirmen und Tina Zimmermann mit ihren Installationen aus Bäumen, Gummireifen und Ziegelmauern auf die Natur eingelassen. Zimmermann buchstabiert dabei den Konflikt von Landschaft und Müll.

Angesichts dieser formal freieren Arbeiten lässt sich trefflich spekulieren, ob weniger Beschränkung auf das Metallgestänge nicht noch Interessanteres zugelassen hätte. Die Würfel reproduzieren nur den Eingriff des Baugewerbes, wenn es etwas rekonstruiert oder lediglich vom Wunsch nach Rendite getriebenen Kästen in den Sand stellt.

Vielleicht muss man aber auch nur etwas warten, bis die Natur sich ihr Reich zurückerobert und die fremden Gebilde überwuchert. Damit wäre der Verlandungsprozess, der der Ausstellung den Titel gab, Realität geworden. Doch so lange wird nicht gewartet. Die Ausstellung ist nur noch am kommenden Sonnabend und Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr zu besichtigen. Mehr als nur drei Wochenenden im Juni wären schön für das Projekt gewesen.

Ausstellung »Verlandet« im Schlosspark in Dahlwitz-Hoppegarten, Rudolf-Breitscheid-Straße 39, Sa. und So. von 12 bis 18 Uhr

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