Dumpinglöhne im Festzelt

DGB Nord mobilisiert gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse während der Kieler Woche

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 2 Min.
Bis einschließlich kommenden Sonntag wird in Kiel gefeiert: Die Kieler Woche bestimmt den Rhythmus der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Doch der Spaß findet häufig auf Kosten der vielen Helfer, Mini-Jobber und Angestellten vor Ort statt.

In Kiel läuft derzeit das »Volksfest des Nordens«: Zur Kieler Woche, dem größten Segelsportereignis Europas, werden rund drei Millionen Besucher erwartet. Ausgelassene Stimmung und Feierlaune prägen das Bild. Aber der Spaß findet nicht selten auf Kosten der vielen Helfer, Mini-Jobber und Angestellten vor Ort statt. Erstmals wartet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) deshalb in diesen Tagen auf der riesigen Festmeile mit einer Aufklärungskampagne gegen Lohndumping und miserable bis prekäre Beschäftigungsverhältnisse auf.

Warum wird inzwischen eigentlich genau hingeguckt, ob alle Veranstaltungszugänge und natürlich auch die sanitären Anlagen barrierefrei sind, doch über Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung geschwiegen? Diese Frage stellten sich auch die Kieler DGB-Spitzen vor ihrer jetzigen Informationsoffensive. Aus ihrer Sicht sind Veranstalter und Betreiber für ein vernünftiges Arbeitsklima verantwortlich - und dabei insbesondere auch für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sowie der Arbeits- und Ruhezeiten. Beim DGB wünscht man sich, dass die Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht während der Festivitäten ihr Augenmerk ein wenig genauer auf die sozialen Standards richten.

Mit Hilfe von Vertretern aus der Einzelgewerkschaften will der DGB nun auf der Kieler Woche gezielt das Gespräch mit auf der Festmeile Beschäftigten suchen, aber auch mit Standbetreibern. Gerade das Gastronomie- und nicht minder das Sicherheitsgewerbe stehen dabei im Fokus. Aber es geht auch um Eventveranstalter, Gerüstbauer und Technikausstatter.

Hintergrund ist auch ein zum 1. August in Schleswig-Holstein in Kraft tretendes Tariftreue- und Vergabegesetz, das einen Mindestlohn von 9,18 Euro bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ab einem Volumen oberhalb von 15 000 Euro vorschreibt. »Wir erwarten, dass die Stadt Kiel künftig auch das Kriterium der guten Arbeit und einer angemessenen und fairen Entlohnung in ihren Vergabekatalog aufnimmt«, erklärt der Kieler DGB-Chef Frank Hornschu unmissverständlich.

Auch an anderen Orten von Großveranstaltungen will die Gewerkschaft künftig nach Aussage von DGB-Nord-Sprecher Günter Beling mit diesem Thema Flagge zeigen. Dabei nannte er namentlich unter anderem das Heavy-Metal-Festival in Wacken.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -