Paradoxon

Silvia Ottow über die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland seit Jahren steigt und die Wartezeiten auf einen Termin beim Orthopäden oder Neurologen ebenfalls, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten der Erklärung. Entweder werden die Menschen immer kränker oder irgendetwas stimmt mit der Verteilung nicht.

Ersteres kann man ausschließen, denn die Lebenserwartung der Menschen hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht und alt ist nicht per se auch krank. Ernsthaft krank wird der Mensch bekanntlich häufig erst in den letzten Lebensjahren und nicht, weil er gerade den 70. feierte. Auch das Argument der Ärzteschaft, dass Mediziner weniger arbeiten als früher und Frauen in der Branche mehr Zeit für die Familie haben wollen, erklärt das Paradoxon vieler Ärzte und wachsenden Ärztemangels nicht ansatzweise. Hausarzt in der Uckermark oder im Bayerischen Wald will ja seit Jahren kaum ein Absolvent werden, während sich in großen Städten die gut verdienenden Spezialisten drängen und eine Nachfrage erzeugen, die jenseits jedes realistischen Bedarfes liegt.

Es wäre freilich wünschenswert, wenn Politik und Ärztefunktionäre nicht länger so tun würden, als wäre diese ungesunde Ärzteverteilung eben Schicksal. Eine Voraussetzung für die Lösung des Problems ist, es anzuerkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

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