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Kraft durch Visualisierung

Ein Mentaltrainer versucht die französischen Radprofis auf legalem Weg schneller zu machen

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 3 Min.
Mentaltrainer sind im Profiradsport noch selten zu sehen. Denis Troch ist so einer. Er arbeitete früher mit Fußballern und sagt nun: Radprofis leiden an Unterschätzung, Fußballprofis an Überschätzung.

Die französischen Radprofis versuchen es mit allen Mitteln, den Abstand zu den großen Rennställen zu verringern. Sie nehmen dabei sogar die Hilfe von Mentaltrainern in Anspruch. Bekanntester unter ihnen ist der frühere Fußballtrainer Denis Troch. Der Mann mit Schnauzbart wurde als Assistenztrainer sogar französischer Meister mit Paris St. Germain - in jenen Zeiten, als arabische Petrodollar noch nicht für exzellentes Spielermaterial sorgten.

Troch hat dank dieses Backgrounds interessante Vergleiche zwischen Kickern und Radlern angestellt. »Der Radprofi leidet an einer Unterschätzung seiner selbst und der Fußballprofi an einer Überschätzung«, erklärte er und begründete dies wie folgt: »Der Radprofi ist ein Einzelsportler. Er gewinnt relativ wenig. Jedes Mal sagt man ihm: ›Es wird sicher beim nächsten Mal etwas‹. Dabei hat er im Jugend- und Juniorenalter noch relativ viel gewonnen. Aber seit dem er zu den Profis gekommen ist, siegt er so gut wie gar nicht mehr, denn er ist nun zum Helfer in einer Mannschaft geworden. Diese Veränderung muss man aushalten können«, so Troch. »Im Fußball hingegen kannst du gewinnen, sogar wenn du schlecht bist. Du feierst dich als Sieger, auch wenn dein Beitrag weniger als ein Elftel wert war.«

Portugiese gewinnt Touretappe im Alleingang

Der Portugiese Rui Costa hat die 16. Etappe der Tour de France gewonnen. Er holte sich am Dienstag in Gap den Sieg im Alleingang vor den Franzosen Christophe Riblon und Arnold Jeannesson. Andreas Klöden belegte als bester Deutscher den fünften Platz. Die Rundfahrt wird am Mittwoch mit einem Einzelzeitfahren fortgesetzt.  

6. Etappe, Vaison-la-Romaine - Gap (168 km) 

1. Costa (Portugal) 3:52:45 h

2. Riblon (Frankreich) + 42 s

3. Jeannesson (Frankreich)

5. Klöden (Mittweida) gleiche Zeit  

Gesamtwertung

1. Froome (Großbritann.) 65:15:36 h

2. Mollema (Niederlande) + 4:14 min

3. Contador (Spanien) 4:25

28. Klöden + 34:29

Troch begann 2007 mit dem Radprofi Freddy Bichot zu arbeiten und verhalf diesem immerhin zu zwei Teilnahmen bei der Tour de France. Seit vier Jahren nehmen die französischen Rennställe FDJeux und Europcar seine Dienste in Anspruch. »Er redet viel mit uns. Mir hilft er, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die wichtig sind«, erzählt Pierrick Fedrigo »nd«. Der FDJeux-Profi schreibt seinem Mentaltrainer auch große Anteile an seinem Etappensieg bei der Tour de France 2009 zu. »Er half mir, einzelne Momente zu visualisieren und dadurch Kräfte zu mobilisieren.«

Dass es bei den französischen Teams nun ausgerechnet bei dieser Jubiläumstour nicht so richtig läuft, hat Fedrigo zufolge aber keineswegs mit einem Versagen von Troch zu tun. Er sagt vielmehr, dass alle Fahrer am Ruhetag durch Gespräche mit Troch neue Kräfte gesammelt hätten. Vielleicht kommt also noch etwas.

In anderen Rennställen verfolgt man derlei Experimente mit skeptischem Interesse. »Ist schon klar, dass die Motivation bei einem Rennfahrer eine bedeutende Rolle spielt. Es sind nicht die Wattzahlen allein, die über einen Sieg entscheiden«, sagt etwa Fabrizio Guidi, Betreuer des Spaniers Alberto Contador. Sein Schützling benötige allerdings keinen Mentaltrainer, weil er immer höchst motiviert sei, versichert Guidi.

Im Radsport stellen Mentaltrainer noch die Ausnahme dar. Stimmen die Signale, dass Doping zurückgeht, könnte dieser Komponente der Leistungsverbesserung in Zukunft aber größere Bedeutung zukommen. Rosige Aussichten für Leute wie Denis Troch.

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