Langsam und qualvoll

Simon Poelchau über die Pleite von Detroit

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Techno-Pionier Derrick May verglich einmal seine Musik mit seiner Heimatstadt: »Die Musik ist genauso wie Detroit - ein kompletter Fehler.« Nun ist die Stadt, die einst Motorcity getauft wurde, endgültig am Ende. Detroit ist seit Donnerstag ganz offiziell bankrott.

Als May und Co. in den 1980er Jahren begannen, düstere Lieder auf ihren Synthesizern und Computern zu programmieren, hatte die Motorcity bereits seit geraumer Zeit ihre besten Tage hinter sich gelassen. Denn die Gründe dafür, dass die Stadt ihren Beinamen bekommen hatte, heißen Ford, General Motors und Chrysler. So begann ihr Aufstieg, als Henry Ford 1909 mit der Massenproduktion des Modells Ford T begann. Bald wurde die Metropole an der kanadischen Grenze zum Synonym für die amerikanische Automobilproduktion und galt lange Zeit als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Doch mit dem Übergang der USA von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft kam der Zerfall der Stadt. Ähnlich anderen einstigen industriellen Zentren wie dem Ruhrgebiet und Manchester musste Detroit seitdem damit kämpfen, dass die Löhne anderswo niedriger waren und die einstigen Arbeitgeber die Stadt in Scharen verließen. So ist der Bankrott von Detroit nicht nur der größte einer amerikanischen Gemeinde. Es ist auch der Bankrott der alten amerikanischen Industrie, der in den 1980er Jahren mit dem Outsourcing in Entwicklungsländer begann. Für die einstige Motorcity war es ein langsames und qualvolles Sterben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal