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Erosion

Dinnies Johannes von der Osten: Firmenförderer mit Hintersinn

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die Entstehung von Tälern gibt es verschiedene Ursachen; Erosion ist eine: Wind oder Wasser tragen Boden und Fels ab. Das Solar Valley (etwa: Tal der Sonne) haben andere Kräfte hervorgebracht. Das Industriegebiet in der brettflachen Region um Bitterfeld, in dem sich einst viele aufstrebende Solarfirmen niederließen, ist nicht zuletzt dank staatlicher Förderung gediehen. Allerdings ist es offenbar auch dabei zu starker Erosion gekommen - nicht im Boden, sondern in Fragen von Moral und Anstand.

Der Mann, in dessen Wirken sich die Erosion der Sitten zeigt, heißt Dinnies Johannes von der Osten und war bis Donnerstag der maßgebliche Mann, wenn es um stille Beteiligungen des Landes Sachsen-Anhalt an Unternehmen ging. Der 51-Jährige leitete bis 2007 die landeseigene IBG Beteiligungsgesellschaft mbH und dann seine eigene Firma GoodVent, die im Auftrag des Landes tätig war.

Unter Führung von der Ostens bahnte die IBG im Jahr 2000 auch eine Geldspritze für das Solarunternehmen Q-Cells an. Acht Millionen D-Mark steckte das Land in die Firma, der ein kometenhafter Aufstieg bevorstand. Wie jetzt bekannt wurde, hatte von der Osten an der sonnigen Entwicklung auch privates Interesse: Er selbst hielt über einen Mittelsmann Aktien. Nach dem Börsengang 2005 explodierte ihr Wert; von der Osten verkaufte mit gutem Gewinn. 2012 rutschte Q-Cells in die Insolvenz und hat nun koreanische Eigner.

Seit die Causa durch einen Pressebericht öffentlich wurde, ist die Aufregung groß. Das Wirtschaftsministerium sprach zunächst von einem »gravierenden Interessenkonflikt« und gab zwei Tage später die einvernehmliche Trennung von Land und GoodVent bekannt. Gleichwohl ist der Fall nicht erledigt. Der Manager betont, rechtlich sei ihm nichts vorzuwerfen - unter anderem deshalb, weil keine interne Regelung sein privates Geschäft untersagt und auch keiner je danach gefragt habe. Ob das tatsächlich so war, und wenn ja, warum das niemanden interessierte, will nun die LINKE von der Landesregierung wissen. Öffentliche Aufklärung sei »unumgänglich«, hieß es - auch, damit eine Wiederholung ausgeschlossen ist.

Hendrik Lasch

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