»Mit Platz zwei bin ich zufrieden«

SPD-Kandidat Christian Ude schließt für seine Partei in Bayern keine Koalition aus, auch nicht mit der CSU

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die bayerische SPD hatte gehofft, mit dem beliebten Münchner Oberbürgermeister Christian Ude die Vorherrschaft der CSU zu brechen. Doch nun droht den Sozialdemokraten ein ähnliches Desaster wie bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren.

Von der politischen Konkurrenz bekommt der bayerische SPD-Spitzenkandidat Christian Ude regelmäßig Vorlagen. Die CSU blamiert sich mit ihren Forderungen nach einer Pkw-Maut für Ausländer und erntet deswegen Widerspruch von der CDU. Zudem stehen die Christsozialen seit Wochen wegen der Verwandtenaffäre in der Kritik. Zwar ist die SPD ebenfalls hiervon betroffen, weil auch bayerische Sozialdemokraten Angehörige beschäftigt haben, aber nicht in dem Ausmaß wie die CSU. Nutzen konnte der Münchner Oberbürgermeister die Skandale und Fehltritte der Konkurrenz allerdings bisher nicht. Die Sozialdemokraten liegen in Umfragen bei nur 18 Prozent. Damit würden sie noch etwas schlechter abschneiden als bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren.

Vor der Bundespressekonferenz in Berlin musste Ude gestern einräumen, dass ein Regierungswechsel in Bayern nach 56 Jahren CSU-Herrschaft »eine Sensation« wäre. Diese wäre nur möglich, wenn die FDP am 15. September den Einzug in den Landtag verpassen sollte und ein Bündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern eine Mehrheit erhält. Allerdings beträgt der Vorsprung der CSU vor dem Gesamtergebnis dieser drei Parteien in Umfragen sechs Prozentpunkte. Dass sich die Freien Wähler mit der SPD verbünden würden, ist zudem fraglich. Denn sie opponieren gegen die von den Sozialdemokraten unterstützte Europapolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Mit diesem Thema wollte sich Ude aber nicht lange beschäftigen. Er bemühte sich vielmehr, die Gemeinsamkeiten mit FW-Chef Hubert Aiwanger zu betonen. »Es gibt Meinungsverschiedenheiten, aber diese sind nicht so groß wie mit CSU-Chef Horst Seehofer«, sagte er. Immerhin habe man sich mit Grünen und Freien Wählern gemeinsam gegen die Studiengebühren und für die Ausweitung der Steuerfahndung im Land eingesetzt.

Ude diktierte den Journalisten auch einige Durchhalteparolen in die Blöcke. Es gebe zahlreiche unentschlossene Wähler, welche die Sozialdemokraten in der heißen Wahlkampfphase überzeugen wollten. Um politische Inhalte geht es bei der SPD-Wahlkampagne aber nur in zweiter Linie. Hauptziel ist, Aufmerksamkeit zu erreichen. Auf den Plakaten wird der Münchner Oberbürgermeister als »Ministerpräsident« bezeichnet, obwohl Horst Seehofer dieses Amt innehat. Ude verspricht, dass er »Wort hält«. Dabei hält er das Wort »Wort« in den Händen. Die Netzwelt reagierte mit Hohn und Spott. Auf der Internetseite jetzt.de, das junge Online-Magazin der »Süddeutschen Zeitung«, wurde das Plakat umgestaltet. Hier hält Ude beispielsweise das Maul eines Nilpferds in den Händen. »Ein Ministerpräsident, der das Maul hält«, steht darüber. Ude reagierte gelassen auf solche Späße. »Ich freue mich über die Verbreitung im Internet«, betonte er. Von den Plakaten sei er inzwischen begeistert. Die Idee stammt nicht von Ude, der selber zuweilen als Kabarettist auftritt, sondern von einer österreichischen Werbeagentur.

Problematischer als die peinliche Plakataktion sind für Ude der Bundestrend und die Gemeinsamkeiten, die er mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat. Ebenso wie Steinbrück (66) wäre auch der 65-jährige Ude wohl nur eine Zwischenlösung für eine Legislaturperiode. Für eine Erneuerung der Partei und einen radikalen Bruch mit der Agenda-Politik stehen beide nicht. Gemeinsam haben sie auch, dass sie für eine Große Koalition nicht zur Verfügung stehen. »Ich kann diese aber für meine Partei in Bayern nicht ausschließen. Auf Bundesebene ist es ähnlich«, erklärte Ude.

Die Bayern-SPD hatte vor allem auf Udes große Beliebtheit gesetzt. Doch diese schwindet offenbar. Im Juli lag er laut Bayerntrend hinter Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) auf dem zweiten Platz. Ude erhielt die Durchschnittsnote 2,7 - sein schlechtester Wert seit Anfang 2000. »Ich bin mit dem zweiten Platz zufrieden«, kommentierte der Münchner das Umfrageergebnis. Ein Satz, den er auch bei einer Niederlage am Wahlabend oft wiederholen dürfte.

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