Luxusgut Energie

Stromkosten stiegen in der Region innerhalb von zwei Jahren um 20 Prozent

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die steigenden Energiekosten verteuern auch immer mehr das Wohnen. So haben sich in Berlin die Kosten für Haushaltsenergie (Strom, Gas, Fernwärme, Heizöl) seit 2005 vier Mal so schnell verteuert wie die Nettokaltmieten. »Vor allem der Strompreis hat sich mittlerweile völlig von der Einkommensentwicklung abgekoppelt«, sagte gestern Maren Kern, Vorstand des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), bei der Vorstellung der neuen BBU-Preisdatenbank.

Demnach sind die Stromkosten in Berlin und Brandenburg in den vergangenen zwei Jahren um gut 20 Prozent gestiegen. Mit durchschnittlich 0,3058 Euro pro Kilowattstunde Strom zahlen die Berliner vier Cent mehr als die Münchener und knapp zwei Cent mehr als die Kölner. Verglichen damit stiegen die anderen vom BBU untersuchten Preise fast moderat. Fernwärme verteuerte sich seit 2011 um 9,8 Prozent (Berlin) bzw. 12,6 Prozent (Brandenburg), Erdgas um 6 bzw. 10,1 Prozent. Die Wasser- und Müllgebühren blieben fast konstant.

Allerdings liegen Berlin und Potsdam bei den Wasserpreisen in Deutschland an der Spitze. In Berlin müssen für das vom BBU zugrunde gelegte Modellhaus mit 30 Mietparteien pro Kubikmeter Trink-, Ab- und Niederschlagswasser 5,09 Euro gezahlt werden, in Potsdam sogar 6,49 Euro. In Köln beispielsweise zahlt man nur 3,40 Euro, in Leipzig 3,34. Auch die Kosten für Fernwärme sind in Berlin und Potsdam mit 83,47 bzw. 84,29 Euro pro Megawattstunde vergleichsweise günstig, in Leipzig werden 117,50 Euro, in München 95,91 Euro fällig. Bei den Preisen für Erdgas liegt Berlin mit 62,88 Euro pro Megawattstunde im oberen Mittelfeld, Potsdam mit 56,70 Euro am unteren Rand.

Laut Kern machen in Berlin die warmen Betriebskosten bereits ein Drittel der gesamten Wohnkosten aus. Und für nächstes Jahr erwartet der BBU nicht Gutes, weil im Zuge der Energiewende die Umlange für erneuerbare Energien steigen soll. Der Verband rechnet mit einer Erhöhung von derzeit 5,277 auf sieben Cent pro Kilowattstunde. Kern warf der Politik »Doppelzüngigkeit« vor. »Einerseits wird gejammert, dass die Mieter immer mehr belastet werden, andererseits verdient die öffentliche Hand an den steigenden Preisen mit.«

Die Möglichkeiten zur Energiesenkung durch Modernisierung sieht der BBU bei seinen Mitgliedsunternehmen fast ausgeschöpft. »90 Prozent der Bestände sind modernisiert, da geht kaum noch was«, so Kern. Stattdessen fordert der Verband eine Senkung der Mehrwertsteuer für Energie von 19 auf sieben Prozent. Es dürfe keine Energiepreissubventionen etwa großer Unternehmen zu Lasten von Kleinverbrauchern und damit auch der Mieter geben. Zudem müsse die energetische Sanierung öffentlich gefördert werden. Kern forderte, den ganzen Prozess noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. »Grundsätzlichbegrüßen wir die Energiewende, aber sie darf nicht dazu führen, dass Energie zum Luxusgut wird.«

Die Linksfraktion in Brandenburg sieht das ähnlich. Die Energiewende müsse sozial gestaltet werden, so der energiepolitische Sprecher Thomas Domres. »Kostentreiber sind nicht die erneuerbaren Energien, sondern ist die ungerechte Politik der schwarz-gelben Bundesregierung.« Niedrigverdiener und Hartz-IV-Haushalte würden die vollen Kosten tragen, während Großkonzerne und Golfplätze großzügige Rabatte erhielten.

Die Betriebskosten in Brandenburg haben im vergangenen Jahr laut Deutschem Mieterbund um 9,3 Prozent auf durchschnittlich 2,31 Euro pro Quadratmeter zugelegt. In Berlin lagen sie 2011 bei 2,52 Euro. In Deutschland werden durchschnittlich 2,20 Euro fällig.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal