Schlächter

Abdul Qader Mollah / Der Politiker aus Bangladesch wurde zum Tode verurteilt

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Befreiungsschlag ging nach hinten los. Mit dem Berufungsantrag seines Anwalts Abdur Razzak wollte sich Abdul Qader Mollah Strafnachlass erstreiten. Doch stattdessen wurde der 65-jährige Politiker aus Bangladesch vom Obersten Gerichtshof zum Tode verurteilt.

Bereits im Frühjahr hatte ein internationales, nicht von der UNO sanktioniertes Kriegsverbrechertribunal den stellvertretenden Generalsekretär der Jamaat-e-Islami (JeI) zu lebenslanger Haft verurteilt. Und nun die Verschärfung durch den Obersten Gerichtshof. Die Richter befanden ihn verschiedener Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig - des Mordes, der Folter und der Vergewaltigung. Die Vorwürfe beruhen auf einem weit zurückliegenden Kapitel der Geschichte von Bangladesch. Mollah soll 1971 eine Serie von Hinrichtungen geplant und maßgeblich am Massaker im Dhaka-Distrikt Mirpur beteiligt gewesen sein. Seitdem nannte man ihn verächtlich »Koshai«, den »Schlächter« von Mirpur.

Sein Verteidiger lehnte das Urteil als »politisch motiviert« ab und will eine Petition einreichen. Generalstaatsanwalt Mahbube Alam erklärte hingegen, diese Option sehe die Verfassung Bangladeschs nicht vor.

Mollah schaut auf eine lange politische Laufbahn zurück. Er war Mitglied der propakistanischen »Al-Badr-Milizen« und arbeitete nach der Unabhängigkeit einige Zeit im Redaktionskollegium der Tageszeitung »The Daily Sangram«. 1986 und 1996 bewarb er sich bei Wahlen jeweils erfolglos um ein Mandat im Parlament.

Dass das Todesurteil gegen ihn landesweite Proteste und blutige Zusammenstöße in vielen Teilen Bangladeschs auslöste, überrascht nicht. Die seit Juli verbotene Partei JeI, die 1971 im Befreiungskampf verräterisch an der Seite der pakistanischen Besatzer agierte, hatte umgehend zu einem 48-stündigen »Hartal«, zu Streiks und Demonstrationen, aufgerufen. Diese verliefen wie gewöhnlich gewaltsam. Die JeI hält die Kriegsverbrecherprozesse für ein politisches Instrument des Regierungsbündnisses. Sicher ist: Mollahs Leben hängt jetzt am seidenen Faden.

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