Zeitunglesen verzögert Demenz

Menschen mit Eiweißablagerungen im Gehirn müssen nicht zwangsläufig alzheimerkrank sein

  • Lesedauer: 2 Min.
Die mit einem Gedächtnisverlust einhergehende Alzheimer-Erkrankung entwickelt sich über einen Zeitraum von bis zu zwanzig Jahren. Bildung und mentale Aktivität können den Ausbruch der Krankheit hinauszögern, zeigen neue Studien.

Aufgrund neuer Studien, die auf Untersuchungen mit Positronen-Emissions-Tomographie basieren, empfiehlt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e. V. (BDN), sich frühzeitig und bis ins hohe Alter etwa mit Zeitungslektüre, Gesprächen und Denkspielen geistig fit zu halten. Das sei momentan die beste Methode, um Morbus Alzheimer vorzubeugen.

Morbus Alzheimer ist die Folge von Eiweißablagerungen im Gehirn. Sogenannte Beta-Amyloide zerstören nach und nach Nervenzellen und Gedächtnis. Beta-Amyloide können mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung nachgewiesen werden.

Australische Nuklearmediziner haben diese Untersuchung bei einer Gruppe von 200 älteren Menschen über vier Jahre hinweg gemacht. Resultat: Die Eiweißablagerungen setzten zwanzig Jahre vor Ausbruch der Krankheit ein. »Wir wissen jetzt, dass sich Alzheimer über einen langen Zeitraum entwickelt«, so der Essener Nuklearmediziner Detlef Moka.

Nun gibt es möglicherweise ein Mittel, um den Ausbruch beim Morbus Alzheimer hinauszuzögern. Den Beleg hierfür lieferten Nuklearmediziner durch die Untersuchung von geistig gesunden Senioren, die Eiweißablagerungen im Gehirn hatten und sich damit im frühen Alzheimer-Stadium befanden. Mit speziellen Methoden wiesen die Wissenschaftler nach, wie stark die Ablagerungen das Gehirn bereits geschädigt hatten.

Einige Senioren hatten trotz deutlicher Ablagerungen noch normale Ergebnisse in den Demenztests und waren geistig voll auf der Höhe. Diese Studienteilnehmer konnten eine gute Ausbildung vorweisen, wie die Forscher herausfanden. Damit belegt die Studie, dass Bildung einen günstigen Effekt auf die Demenzentwicklung hat. »Bildung und geistige Aktivitäten wie Schachspielen, Lesen oder sozialer Austausch erweitern die kognitiven Reserven im Gehirn, die offenbar den Beginn der alzheimertypischen Hirnleistungsstörung hinauszögern«, erläutert Professor Moka die Studienergebnisse. Experten gehen davon aus, dass kognitive Reserven helfen, Abbauvorgängen im Gehirn entgegenzuwirken, indem sie Kompensationsstrategien ermöglichen. »Vermutlich werden andere Hirnregionen genutzt, um die täglichen Denkaufgaben zu erledigen«, sagt der Experte vom Bund der Nuklearmediziner.

Man könne deshalb allen Menschen nur raten, sich früh und bis ins hohe Alter geistig fit zu halten. »Nuklearmedizinische Untersuchungen zeigen, dass 20 bis 40 Prozent aller Menschen über 50 Jahre bereits Eiweißablagerungen im Gehirn haben«, betont Detlef Moka. nd

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