Knox’ Ex-Freund beteuert seine Unschuld

Dritter Prozess um Mord an der Britin Meredith Kercher

  • Miriam Schmidt, Florenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Während die Amerikanerin Amanda Knox dem neuen Prozess um den Mord an der Britin Meredith Kercher in Italien fernbleibt, hat ihr Ex-Freund vor Gericht seine Unschuld beteuert. »Sie haben mich als kalten und erbarmungslosen Mörder hingestellt, ich bin nichts von alledem«, sagte der neben Knox angeklagte Italiener Raffaele Sollecito (29) am Mittwoch vor dem Berufungsgericht in Florenz. Er sei Opfer einer »fürchterlichen Verfolgung ohne Sinn«.

Sollecito appellierte an das Gericht: »Ich bitte Sie demütig, auf die Realität dieser Geschichte zu schauen und den großen Fehler zu sehen, der gemacht wurde, um mir die Möglichkeit zu geben, wieder ein Leben zu haben.« Er nahm erstmals seit Beginn des neuen Prozesses am Verfahren teil. Die 26-jährige Knox will nicht nach Italien zurückkehren.

Ein Urteil könnte im Januar fallen, das Gericht legte bis dahin sechs weitere Prozesstermine fest. Sollecito und Knox müssen sich zum dritten Mal im Mordfall Kercher verantworten. Die damals 21-jährige Britin Kercher war im November 2007 halbnackt, mit durchschnittener Kehle und von Messerstichen übersät in ihrem WG-Zimmer in Perugia gefunden worden. Ihre Mitbewohnerin Knox und Sollecito wurden 2009 zu langen Haftstrafen verurteilt. 2011 sprach sie ein Berufungsgericht frei, bevor Italiens höchstes Gericht im März anordnete, den Fall neu aufzurollen.

Zum Tatzeitpunkt vor sechs Jahren habe er kurz vor dem Abschluss seines Studiums gestanden und mit Knox seine »erste wirkliche Liebe« erlebt, sagte Sollecito. Er habe mit ihr eine unbeschwerte Zeit erlebt, am liebsten habe sich das Paar in seine eigene »kleine Märchenwelt« zurückgezogen. Seit den Geschehnissen um Kercher habe er »kein wirkliches Leben« mehr. Für ihn sei es schwierig, einen Job zu finden, weil ihn jeder kenne und als »einen möglichen Mörder« sehe.

Die Theorie, Kercher könne bei einem Gruppensexspiel getötet worden sein, wies Sollecito als »absurd« zurück. Bislang sitzt für den Mord nur der Ivorer Rudy Guede im Gefängnis. Er wurde 2010 wegen Beihilfe zum Mord zu 16 Jahren Haft verurteilt.

Vor Sollecitos Erklärung sagte ein Gutachter aus, der DNA-Spuren an der möglichen Mordwaffe untersucht hatte. Die zwischen Griff und Klinge des Küchenmessers entdeckte Spur habe eine »beträchtliche Ähnlichkeit« mit der DNA von Amanda Knox. Spuren von Sollecito, Guede oder Kercher wurden nicht gefunden. Während die Anklage das Küchenmesser aus Sollecitos Wohnung für die Tatwaffe hält, argumentiert die Verteidigung, Knox habe es zum Kochen benutzt. dpa/nd

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