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Donau, so blau(säuresalzhaltig)...

Ümweltverbände-und PDS fordern von Kreditgeber Dresdner Bank Hilfe bei der Beseitigung der Schäden | Umweltkatastrophe ?P..V-:›.-.‹.1-

  • Rene Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Von Rene Heilig

Während Umweltaktivisten Schäden für Tier- und Pflanzenwelt erkunden, gaben die Donau-Anrainerländer Rumänien, Bulgarien und Ukraine am Mittwoch verhalten Entwarnung. Die Zyanidwelle, die Ende Januar aus dem Becken der rumänischen Goldmine Aurul schwappte, erreicht wieder das Ausgangsland.

Am Donnerstag oder Freitag wird die giftige Zyanidfracht in Bulgarien erwartet. Die Konzentration der Blausäuresalze lasse in dem große Wassermassen führenden Fluss nach, behauptet das Kiewer Umweltamt. Noch am Dienstagabend war an der rumänischen Grenze eine Giftkonzentration gemeldet worden, die den zulässigen Wert um das 30-fache überstieg. Die serbischen Behörden stellten eine 50-prozentige Über schreitung des Grenzwertes fest. Man warnte die Bevölkerung und stellte die Trinkwasseraufbereitung aus der Donau ein. Umweltschützer fürchten weiter, dass die hochgiftigen Wasser das einzigartige Naturschutzgebiet im Donaudelta am Schwarzen Meer nachhaltig schädigen. In Ungarn, wo die Giftlauge im Fluss Theiß zuerst verheerende Schäden angerichtet hatte, wuchs die Kritik an den Umweltbehörden. Unabhängige Experten warfen der Regierung in Budapest vor, »verspätet Maßnahmen ergriffen« zu haben. Umweltorganisationen bezeichneten den ungarischen Minister für Umweltschutz, Pal Pepo, als »unfähig«.

Aus der Genfer Zentrale des Word Wild Fund for Nature (WWF) wurde gemeldet, dass die Theiß, durch die das Gift zuerst geflossen ist, auf einer Länge von 400 Kilometern »von Leben befreit« wurde. Wenig Hoffnung haben die Naturschützer, noch überlebende Otter zu finden. Die Situation sei besonders kritisch, weil die Tiere derzeit Junge aufziehen. Experten der ungarischen »Foundation of Otters« wollen nun zwei der ihnen bekannten Baue öffnen, um Gewissheit zu erlangen. In Serbien begruben Fischer bislang über drei Tonnen toter Fische. Bauern und Forstarbeiter berichten über verendete Wildtiere.

Derweil üben sich staatliche Vertreter Rumäniens im Abwiegeln. Der Generaldirektor im Umweltministerium, Gabriel Dumitrascu, konferierte mit ungarischen Vertretern. Dabei gab er zu, es habe »eine Verseuchung« gegeben. Doch sei diese »unbedeutend« gewesen. Zudem hätten sich »50 Prozent des Planktons« in den von der Zyanid-Verseuchung betroffenen Flüssen Lapus und Somes wieder erholt. Derartige Rückendeckung ermutigte auch die australische Betreiberfirma. Bergwerkdirektor Phil Evers erklärte im australischen ABC-Fernsehen, man sehe zwar auch »die berührenden Bilder«, doch gebe es bislang keinen Beweis, dass dies auf Zyanid zurückzuführen ist. Auch der australische Umweltminister Robert Hill warnte vor »voreiligen Schlüssen«.

Anders beurteilt der technische Direktor des Aurul-Bergwerkes die Lage. Er sprach von einem 25-Meter-Leck, durch das rund 100 000 Kubikmeter Zyanidschlamm aus dem Becken abflössen. Aus Sorge vor einer die Katastrophe verstärkenden Eisschmelze will er nun den Damm erhöhen lassen. Nach Meinung von Experten ist die Konstruktion des Unglücksdamms fehlerhaft und das Sand-Stein-Gemisch nicht widerstandsfähig genug. Bereits im 99er Jahresbericht hatte das Unternehmen technische Probleme bei der Zyanid-Abwasserrückhaltung zugegeben.

Die Art und Weise der Naturausbeutung bezeichnete Greenpeace-Experte Andreas Bernstorff »als ökologischen Kolonialismus«. Über Kredite beteiligt an der zweifelhaften Modernisierung des Hüttenbetriebes ist neben der Rothschild-Bank London auch die hundertprozentige Dresdner-Bank-Tochter Dresdner-Kleinwort-Benson. Damit verstößt das Geldinstitut eindeutig gegen den Verhaltenskodex »Umwelt und Banken« der UN-Umweltorganisation UNEP. Auch die Dresdner Bank hatte darin versichert, weltweit keine Projekte zu fördern, die nicht auch inländischen Umweltvorschriften genügen würden.

Die umweltpolitische Sprecherin der PDS-Bundestagsfraktion, Eva Bulling- Schröter, fordert die Bundesregierung zur Hilfe für die Katastrophenopfer auf. Sie erwartet von den Banken, die per Kredit am Goldgeschäft profitierten, sich an dieser Hilfe zu beteiligen.

Die Menschenrechtsorganisation für das Recht sich zu ernähren (FIAN) ruft für heute 11 Uhr zum Protest vor dem Sitz der Dresdner Bank in Köln auf.

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