- Politik
- AUSSCHREITUNGEN in ISTANBUL
Zwei Briten erstochen
Brutale Kämpfe zwischen Türken und Engländern
Nach Zusammenstößen von britischen und türkischen Fußballfans sind am Mittwochabend in Istanbul zwei Briten erstochen und mehrere Fans schwer verletzt worden. Die Polizei nahm nach dem Vorfall etwa 25 Beteiligte fest. Nach einem Bericht des privaten Fernsehsenders ATV hatten zunächst 15 Fans von Leeds United vor einer Gaststätte im Stadtteil Taksim Türken angepöbelt. Anhänger des Klubs Galatasaray seien daraufhin mit Messern und Holzlatten auf die Briten losgegangen. Mindestens sechs Menschen seien verletzt worden. Die beiden Briten starben im Krankenhaus.
Fernsehbilder zeigten mehrere blutende Leeds-Fans, die mit Taxis und Polizeiwagen in Krankenhäuser gebracht wurden.›Das Halbfmal-Hinspiel zwischen Galatasaray Istanbul und Leeds United im UEFA-Cup wurde von der UEFA für den Donnerstagabend trotz der eskalierenden Situation nicht abgesetzt.
Zu den Ausschreitungen in Istanbul hier ein dpa-Gespräch mit dem Soziologen und Fanforscher der Uni Hannover, Prof. Gunter A. Pilz.
? Sind die Vorkommnisse in Istanbul ver gleichbar mit der Katastrophe im Brüsseler Hey sei-Stadion 1985 oder den Ausschreitungen bei der WM 1998 in Lens?
Heysei war im Stadion und hatte weniger etwas mit alkoholisierten Leuten zu tun, die sich befehdet haben. Das war die Geburtsstunde des Hooliganismus.
Lens war eine Zwischenkategorie zwischen gelangweilten deutschen Fans und Hooligans. Sie haben, nachdem sie keine Gegner mehr gehabt haben, die Polizei als Gegner genommen.
Was in Istanbul passiert ist, ist eine Dimension, die man wahrscheinlich nie ausschließen kann. Das Fokussieren nur auf den Hooliganismus ist wahrscheinlich eine falsche Geschichte. Man muss deutlich machen, dass dort Menschen hinkommen, die sich leider Gottes voll laufen lassen, die dann provozieren, wenn sie gelangweilt sind. So kommt es dann zu Auseinandersetzungen, die mit Hooliganismus nichts mehr zu tun haben.
? Welche Folgen befürchten Sie für die EURO in den Niederlanden und in Belgien?
Die Konsequenzen für die EURO sind überhaupt nicht abschätzbar. Man muss sicherlich davon ausgehen, dass das, was in der Türkei passiert ist, nicht ganz ohne Folgen sein wird, weil sowohl England als auch die Türkei an der EM beteiligt sind. Sicherlich werden englische Fans - und ich denke auch Hooligans - schauen, dass man Revanche nimmt. Das wird das Ganze sicherlich nicht erleichtern, sondern erschweren.
? Was muss getan werden, um etwaige Auseinandersetzungen zu verhindern?
Ob man so etwas verhindern kann, weiß ich nicht. Wenn man die Sicherheitsvor kehrungen für die EM anguckt, hat man den Eindruck, dass die Niederlande und Belgien sich auf einen Belagerungszustand einstellen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind ausgeklügelt.
Dennoch kann man, wenn man weiß, wie viele Menschen dorthin kommen, sicher nicht alles kontrollieren. Man kann nur hoffen, dass immer dort, wo solche Sachen im Entstehen sind, möglichst schnell Polizei anwesend ist. Man kann aus den Ereignissen in Istanbul nur schließen, dass die Probleme nicht nur von den Hooligans kommen und dass man bei der EURO noch wachsamer sein muss und sich die Frage stellen sollte, wie gehen wir mit Alkohol und Alkoholkonsum um.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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