Der »Riese« auf dem Alex feiert Jubiläum
Forum Hotel veranstaltet Aktion gegen Aids Von Maxi Nachtigall
Wenn die Mauern des Forum Hotels am Alexanderplatz sprechen könnten, hätten sie eine Menge zu erzählen. Dreißig Jahre hat der »Riese« auf dem Buckel, in denen er sich vom einstigen DDR-Interhotel zu einer Drei-Sterne-Touristenherberge gewandelt hat.
Am 8. Oktober 1970 nach drei Jahren Bauzeit unter dem Namen Hotel »Stadt Berlin« eröffnet, war es eines von 35 Interhotels in der DDR, von denen allein sieben in Berlin standen. Das Hotel galt und gilt mit seinen 142 Metern als einer der höchsten Hotelbauten Europas und eines der größten Hotels der Hauptstadt. In 1006 Zimmern finden bis heute bis zu 2000 Gäste Platz. Dazu zählten elf Restaurants, darunter in 110 Metern über der Hauptstadt das Panoramarestaurant, acht Salons und Konferenzräume, eine Sauna, eine Tanzbar und eine eigene Parkgarage mit Tankstelle.
Doch mit dem Ende des Kalten Krieges erlitt der »kühle Charme der Ostberliner Skvline« erste Kratzer- »Zunehmend waren es die Urlauberreisegruppen aus der damaligen Sowjetunion und den anderen Bruderstaaten, die das >Hohe Haus< zu einer Massenabsteige werden ließen«, klagte die einstige Generaldirektorin des Interhotels, Ute Pfütze, in einem Interview mit der Zeitung »Neues Deutschland« aus dem Jahr 1994. Noch im Wendejahr 1989/90 wurde eilig ein Spielkasino eingerichtet, um das letzte internationale Flair zu retten.
Der Auslastungsgrad des zu DDR-Zeiten oft bis zu 90 Prozent belegten Hotels sank bis 1990 auf Null. Kein Reiseunternehmen sprang mehr an, schon gar keines aus dem Westen. Der Kräftebestand wurde von 1000 Beschäftigten auf 300 reduziert.
1992 wurde der »Hotelriese« von der Treuhand an die Klingbeil-Gruppe ver kauft, die ihn an die InterContinental- Gruppe, die größte Hotelkompanie der Welt, verpachtete. Ein neuer Wind wehte durch die alten Gänge. Allein bis 1992 wurden 120 Millionen Mark in die Sanierung und Modernisierung des Hotels investiert. Danach folgte die Umbenennung in »Forum Hotel« Berlin. Damit gliederte sich der »Riese vom Alex« in eine Kette von 14 InterContinental-Hotels auf mittlerem Preisniveau ein.
»Zielgruppenmanagement« hieß dann das neue Zauberwort, mit dem vor allem Wochenend- Gruppen- und Bustouristen aus der ganzen Welt angelockt werden sollten.
Auch die Endlosdebatte um den Abriss des Forum Hotels konnte seinen Fortbestand nicht gefährden. 1993 hieß es noch, es solle in acht bis zehn Jahren abgerissen werden. Bauarbeiten nach den Entwürfen des Berliner Architekten Hans Kohlhoff beginnen im Jahr 2001, doch die Investoren entschlossen sich entgegen seinen Plänen, das Hotel zu erhalten. Kohlhoff hatte 1993 den städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Umgestaltung des Alexanderplatzes gewonnen.
Zum 30-jährigen Jubiläum haben sich die Betreiber des Forum Hotels nun etwas Besonderes einfallen lassen. Unter dem Motto »Round up for Aids« (Aufrunden für Aids), starten sie eine in Deutschland ein-
Das Forum Hotel Berlin malige Kampagne zu Gunsten der Berliner Aids Hilfe. Vom 1. November bis 3. Dezember 2000 werden alle Gäste bei ihrer Abreise gebeten, ihre Rechnung aufzurunden. Die Mitarbeiter des Hotels spenden ihre Trinkgelder. Mit der Aktion soll auf die Gefahren von Aids aufmerksam gemacht und aktive Prävention betrieben werden.
Daher werden in dieser Zeit in allen Bädern des Forum Hotels, neben den üblichen Seifen und Duschhauben, insgesamt 15 000 Kondome ausliegeii: »Das Forum Hotel ist das erste Hotel Deutschlands, das es wagt, eine derartige Aktion zu starten«, sagte am Dienstag der Vertreter der Kondomfirma »London«, Alexander Wippert. Die Initiatoren von »Round up for Aids« erhoffen sich Spendeneinnahmen in fünfstelliger Höhe. Schirmherren der Aktion sind die Schauspieler Wolfgang Völz und Barbara Schöne.
ND- Foto: Burkhard Lange
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