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  • Politik
  • Zum Tode des Zeichners Alfred Beier-Red

Red wie Rot

  • Harald Kretzschmar
  • Lesedauer: 2 Min.

Ja, ein Zeichner von heute seltener Art ist gegangen. Ein politischer Karikaturist von solcher Ausschließlichkeit, dass selbst in der harmoniebedürftig nach innen und außen gewordenen DDR kein Platz mehr für ihn war. Immerhin war er da schon in den Siebzigern. Als er nun Anfang Februar für immer die Augen schloss, war er 98. Alfred Beier-Red. Das »Red« kennzeichnete als Signatur seine Blätter - solcherart Kürzel waren in seiner Jugendzeit bei den Leuten der komischen und kritischen Feder üblich. »Red« war nicht nur die zweite Silbe des Vornamens, sondern auch das englische Wort für »rot«. Das war von Anfang an seine Gesinnung. Der ist er auf seine stille selbstlose Art konsequent treu geblieben, der gelernte Buchdrucker aus einer Berliner Ar beiterfamilie.

Es war schon erstaunlich, einen so friedfertig ausgeglichenen Menschen so scharfe, oft böse politische Satire zeichnen zu sehen. Die ganze bittere Erfahrung seiner Klasse und deren Partei mit den kaiserlichen Großkopfeten, dann mit den heuchlerischen Pseudodemokraten und schließlich mit den mörderischen Hitler leuten war sein Schaffensimpuls. Bereits vor 33 für die »Rote Fahne« und andere KPD-Publikationen aktiv, prägte er nach 45 das Erscheinungsbild der politischen Karikatur des »Neuen Deutschland«. Immerhin fast fünfundzwanzig Jahre.

Ehe sich dieser Stil der erbitterten Konfrontation bereits im Zuge entspannender Maßnahmen in Wohlgefallen auflöste, wehte noch einmal die ätzende Schärfe der Grosz und Heartfield in Red's Blättern durch die frühe DDR. Doch mit dem Elan der ersten Aufbaujahre brachte er fast unbeachtet etwas Anderes zustande. Er nutzte seine Stellung dazu, der kleinen Schar der Karikaturisten und Pressezeichner eine solide Interessenvertretung zu geben. Er war es, der bereits 1947 eine eigene Sektion für sie im Presseverband und 1955 dann auch im Verband Bildender Künstler Deutschlands initiierte.

Er prägte dann auch die anrührend kollegiale Atmosphäre innerhalb dieser Gruppe schöpferischer Unruhegeister. Sie nahmen ihre heitere publizistische Aufgabe immer ernster, als es ihren Presse- Auftraggebern lieb war. Dieser Umstand brachte nach Herkunft und Charakter, Fähigkeiten und Absichten grundver schiedene Temperamente unter einen Hut. Beier-Red lenkte behutsam - und verabschiedete sich beizeiten aufs Altenteil. Von dort sah er teils mit Freude, teils mit gemischten Gefühlen, wie die Jüngeren listig einen beachtlichen Platz in der

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