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  • Politik
  • NACHWUCHS-ASSEN AUF DER SPUR: Julia Gastel

«Julia, du springst zauberhaft»

18-jährige Weitspringerin vom SV Halle übertraf im Winter erstmals 6-m-Marke Von Torsten Preußing

  • Lesedauer: 8 Min.

Zangenberg ist ein Ortsteil von Zeitz, der südlichsten Stadt Sachsen-Anhalts. Es hat sein betuliches, dörfliches Gesicht bewahrt. In der Familie von Julia Gastel (Foto: Preußing) ist dieser Flecken auch ein beliebter Treff für Gartenfeste. Und bei eben einem solchen vor sieben Jahren Julia war gerade elf gewor den wurde die grazile, blonde Schülerin von Verwandeten und Freunden gefragt: «Und was wird sportlich aus dir?»

Der Hintergrund: Julias drei Jahre ältere Schwester Henny war, nachdem sie

Betr. Internationale Entscheidungen in den deutschen Doping-Fällen Wieder ist zu lesen und zu hören, dass es Verbände des deutschen Sports - in diesen Fällen der Deutsche Leichtathletik Ver band und der Deutsche Ringer-Bund - es nicht lassen können, die Regeln und Beschlüsse des internationalen Sports bezüglich des Dopings zu ignorieren. Man fragt sich: Ist es ein Versehen, sind es neue rechtliche Gesichtspunkte von Juristen, die einen solchen Fall beurteilen, oder ist es die gewohnte Praxis, dass man ohne etwas zu schlucken zu keinen sportlichen Ehren mehr kommen kann? Und man fragt sich weiter- War es nicht gerade die «Doping-Keule» der westlichen Sportverantwortlichen und ihrer sportmedizinischen und sportwissenschaftlichen Helfer, die den DDR-Sport zum Zwecke der Delegitimierung der DDR mit einem Riesenaufwand an public relation in Grund und Boden stampfen wollten?

Nur zu berechtigt stellt sich weiter die Frage angesichts der jüngsten Doping- Fälle: Was passiert denn eigentlich in den derzeitigen «Vereins-Meiereien»? Man erinnere sich: Um angeblich Klarheit zu schaffen und Unrecht aufzuklären, for derte eine Enquete-Kommission des Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Dik tatur im Sport auch eine Expertise zum Doping in der DDR an. Wäre es nicht längst angebracht, eine neuerliche Exper tise anzufordern, die zur Aufhellung des Dopingsumpfes in der alten und neuen BRD beitragen könnte?

Dr. Gotthard Walther 04157 Leipzig

Betr. Hallen-WM der Leichtathleten

«Es gibt keine Erben» - das ist das Fazit der Hallen-WM von Lissabon. Was in Sydney begann, ist in Portugal auf weit niedrigerem Niveau fortgesetzt worden. «Wir befinden uns in einem kleinen Tal», meint der deutsche Leichtathletik-Chef Prof. Digel. Wer das sagt, denkt auch so! Der sitzt wie ein Boxer im nachtschwarzen Keller und übt sich im Schattenboxen. Wenn der Präsident des DLV so denkt, denkt er nämlich fern jeglicher Realität. Er bagatellisiert die wirkliche Situation seines Verbandes. Und er macht alle Beschwörungen unglaubwürdig, die besten deutschen Sportfachleute gehörten an einen Tisch, um aus der Misere herauszufinden. Schließlich ist nicht nur im DLV die Krise nommen worden. Längst aber hatte sich herumgesprochen, dass Julia bereits recht eindrucksvoll in den Spuren stapfte, die von Henny hinterlassen worden waren. Auch Julia sprang in jeder Altersklasse vorneweg. Das ging mit 4,34 m in der AK 10 bei Chemie Zeitz los und steigerte sich in den darauffolgenden drei Jahren auf 5,39 m. Sollte Julia also nicht auch nach Halle auf das Sportgymnasium?

Nach ihren Anlagen und der Meinung ihres ersten Trainers Thomas Jörk von Chemie Zeitz gehörte sie dorthin. Aber das Mädchen war mit sich etwas uneins. Henny war schließlich auch schon dort, und so ganz billig war das auch alles nicht - wäre das ihren Eltern noch zuzumuten?

Ihre Eltern - die Mutter ist Deutsch- und Sportlehrerin, der Vater Elektromonteur - bestärkten Julia darin, die Möglichkeit der sportbetonten Ausbildung erst einmal nur an ihren eigenen Wünschen und Zielen zu messen und sich dann entsprechend zu entscheiden. Und sie machten ihr auch

so tief, dass der Verband Jahre braucht, um da herauszufinden. Prof. Digel ignoriert diese Situation in einer Art und Weise, wie es nur mit der Ignoranz der Sportoberen West gegenüber dem DDR-Leistungssport vergleichbar scheint.

Wolfgang Ahrens

06493 Ballenstedt

Betr. Mauer in den Köpfen, immer noch? Inzell in Oberbayern in diesem Winter: Einwohner und Gäste des Ortes empfangen auf dem Platz vor dem Rathaus die Weltmeisterin im Eisschnelllauf, Anni Friesinger, die in Inzell wohnt. Lange und auch kurze Reden werden gehalten. Musik erklingt und Wunderkerzen leuchten. Der Ort ehrt seine bekannte, erfolgreiche und auch sympathische Sportlerin. Das ist gut so und für das kleine, lauschige Inzell von nicht zu unterschätzender Außenwir kung. Als erster spricht der 1. Bürger meister, Oskar Wimmer (CSU). Er lässt in seiner Lobeshymne auf Inzell und Friesinger einen .bemerkenswerten Satz fallen: «Anni trägt mit ihren Leistungen dazu bei, die Übermacht der Eisläuferinnen aus den neuen Bundesländern zu brechen.» Es geht also nicht um das Behaupten gegen niederländische, russische oder US-amerikanische Sportlerinnen, sondern - der klar, mit aller Konsequenz auch der zweiten Tochter den Weg in eine sportliche Zukunft zu ebnen. So verging kaum ein Wettkampf, wo Familie und Freunde nicht im Fanblock saßen, wenn Jule Anlauf nahm.

Und Julia Gastel machte ihren Weg. Die heute 18-Jährige startete bei fünf deutschen Jugendmeisterschaften, wobei sie 1999 mit einem fünften Platz in der Halle und einem dritten Rang im Freien ihre bisher besten Platzierungen erreichte. Zuletzt bei den U-20-Hallen-Meister Schäften im Februar ging sie mit hohen Erwartungen an den Start. Immerhin hatte Julia vorher mit 6,05 m eine neue persönliche Bestweite erreicht und damit die Qualifikationsnorm gleich um 20 cm überboten. Doch es klappte diesmal nicht so recht. Sie verpasste um fünf Zentimeter sogar den Endkampfund kam mit 5,69 m lediglich auf Platz neun von 15 Springerinnen. Doch auch solche Rückschlägen scheinen Julia von ihrem derzeitigen Ziel nicht abzubringen, nämlich konstant über die 6-m-Marke zu kommen.

Julia Gastel, die nächstes Jahr ihr Abitur machen will, ist aber nicht etwa ein «Sport-Muffel». Sie ist auch ein modebewusstes junges Mädchen: Kleider, Röcke jeder Länge, auch wehende Tücher, Ohr ringe, Armbänder, Gürtel und Ketten - alles trägt sie mit natürlichem Charme und Freude, so dass man ausrufen möchte: «Julia, du springst und bist zauberhaft!»

Hauptfeind steht im eigenen Land. Übrigens fiel nicht nur uns Ossis das unangenehm auf, auch Urlauber aus Nordrhein- Westfalen empfanden das so.

Lothar Hornbogen 10117 Berlin

Betr. Hertha BSC Hansa Rostock

Als mehr an Politik als an Sport interessierter Mitbürger sehe ich seit Jahren, wie durch den allgemeinen Menschenhandel im Sport der Ost-Verein Hansa Rostock (und nicht nur er), der hervorragende Spieler hervorbrachte, diese an die reichen West-Vereine verliert (der nächste ist der überragende Torwart Pieckenhagen, der nach Hamburg geht). Womit die allgemeine Mär vom Transfer von West nach Ost zumindest im Sport (aber nicht nur dort) ad absurdum geführt wird. Was mich allerdings besonders stutzig machte, ist ein Satz aus der «Berliner Morgenpost» zum Spiel Hertha Rostock am letzten Wochenende: «Schiedsrichter Aust, unter dessen Leitung Hertha fünfmal in Folge gewinnen konnte...». Das wiederum lässt mich auf schlimme Gedanken kommen - und erinnert auch an die sich zur Zeit in Berlin abspielenden Skandale.

Gerhard Rosenberg 13125 Berlin Manfred Kurzer, 31-jähriger Sportsoldat aus Frankfurt/Oder, wurde in Pontevedra (Spanien) mit neuem Weltrekord von 391 Ringen (bisher 390) Europameister in der Disziplin Laufende Scheibe Mixed. Bei gewalttätigen Ausschreitungen während des Champions-League-Spiels Paris Istanbul im Prinzenparkstadion wurden 56 Personen verletzt, 17 mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Für das Viertelfinale qualifizierten sich in der Gruppe A nach dem FC Valencia auch Manchester United und in der Gruppe B nach Galatasaray Istanbul auch Deportivo La Coruna.

Gruppe A: Manchester United Sturm Graz 3:0 (2:0), FC Valencia Panathinaikos Athen 2:1 (1.1). Endstand: 1. Valencia 12, 2. Manchester 12, 3. Graz 6, 4. Athen 2. Gruppe B: AC Mailand Deportivo La Coruna 1.1 (0:0), Paris St. Germain Galat. Istanbul 2:0 (2:0). Endstand: 1. Istanbul 10, 2. La Coruna 10, 3. Mailand 7 4. Paris 5.

Der FC Energie Cottbus lieh Kevin McKenna an den schottischen Erstligisten Heart of Midlothian FC aus. Der 21-jährige Schotte ist seit 1998 in Cottbus unter Vertrag und spielte zwei Mal in der Bundesliga. Die Sportschule Friedrich-Ludwig-Jahn in Potsdam erhielt am Mittwoch als bundesweit erste Einrichtung die Bezeichnung «Eliteschule des Sports». Erik Zabel (Unna) belegte zum Auftakt der 36. Tour Tirreno Adriatico hinter Biagio Conte (Italien) den zweiten Platz. Danilo Hondo (Cottbus) wurde auf der 3. Etappe Paris Nizza nach 218 km Dritter. Den Massensprint gewann Jans Coerts (Niederlande). Gesamt-Spitzenreiter bleibt Peter van Petegem (Belgien). Michael Johnson (USA), fünf Mal Olympiasieger, neun Mal Weltmeister und Weltrekordler über 200 m (19,32) und 400 m (43,18), beendet nach den Goodwill Games Ende August in Brisbane seine Karriere. RTL steigt wieder in die Fußball-Bundesliga ein und hat vom DFB Audio-Rechte für das Internet (www.rtl.de) gekauft. Die DHB-Männerauswahl gewann ihr erstes Länderspiel nach der Handball-WM in Rostock gegen Norwegen mit 23.16. Heiko Herrlich (Dortmund) gab nach sechswöchiger Strahlentherapie in Heidelberg seine vollständige Genesung vom bösartigen Gehirntumor bekannt. Die Kölner Haie festigten ihren zweiten DEL Tabellenplatz hinter Mannheim mit einem 3:2-Heimsieg gegen Iserlohn. Vazquez Rana, NOK Vorsitzender Mexikos, kündigte seinen Rücktritt an. Nachfolger des 68-Jährigen soll der Schwimm-Olympiasieger von 1968, Felipe Munoz, werden. Welt- und Europameister Frankreich nimmt in der FIFA-Weltrangliste hinter Brasilien (814 Punkte) den zweiten Platz (797) ein. Dritter ist Argentinien (771) vor Portugal (738). Deutschland (698) ist 11. In deutschen Fitness-Centern nutzen rund 200 000 Freizeitsportler anabole Steroide zur Leistungssteigerung, belegt eine Studie der Uni Lübeck, die gestern im Sportausschuss des Bundestages vorgestellt wurde.

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